Re: The 50 Greatest Album Covers

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This charming man

Registriert seit: 04.05.2003

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wa
Nein, das US-Original habe ich leider nicht. Was meinst Du genau?
Das Cover als Kontrast zum musikalischen Inhalt, als Darstellung der zwei Seiten einer Medaille? Interessanter Ansatz, den ich noch nachvollziehen könnte, wenn diese gewollte Künstlichkeit als solche auch erkennbar wäre und nicht wirkt wie ein künstlerischer Kompromiss aufgrund knappen Budgets. Die Innenseite hat dagegen genau das, was Du beschrieben hast: die Kleidung Cooders und seiner Partnerin, die blitzenden Autos, die gemalten Fassaden eines All-American-Straßenzugs sind künstlich, übertrieben, dialektisch.

Eben. Das fängt beim Titel an („Ins rosarote Glück“, sehr frei übersetzt), setzt sich mit der veränderten Wetterlage auf Vorder- und Rückseite des Covers fort sowie mit der Idylle auf der Innenseite und wird schließlich von den Songtexten und dem musikalischen Setting gründlich konterkariert. Nicht so bitterböse wie in Randy Newmans „Sail Away“, aber doch hintergründig. Wenn Du das LP-Cover nicht in seiner originalen, intendierten Form in Händen halten kannst, entgeht Dir eine zusätzliche Dimension. Die haptische nämlich: ein LP-Cover nur im schnöden Draufblick entbehrt des Sinnlichen. Bei „Valley“ ist es der matte Druck auf sehr stabilem Material, der einen Unterschied macht. Bei „Fear Of Music“ (oben von atom genannt) die Struktur des Covers (Reliefdruck). Ohne diese Erfahrung fehlt ein wesentliches Moment für die Beurteilung. Sich ein Cover im Kleinformat anzusehen, etwa auf CD oder als Abbildung auf einer Amazon-Seite im Internet, vermittelt allenfalls eine Ahnung vom Gesamtkunstwerk. Und Details bleiben ganz auf der Strecke. Daher wohl auch Deine Würdigung von Dollys Pose als lasziv. Die Träne, die ihr über die Wange kullert, hast Du wohl garnicht bemerkt. Sie verleiht der Szene aber in Verbindung mit dem Mountain Boy im Hintergrund einen anderen Charakter: Sehnsucht ist es, die sie verzehrt, kein laszives Räkeln ist es, das sie dem Beschauer bietet, sondern ein Ausdruck von Schmerz. Eine gewisse, ahem, Erotik würde ich dem Cover freilich nicht absprechen wollen. Gleich mal wieder rausziehen, Platte auflegen…bin dann mal weg.

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