Howard McGhee

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    gypsy-tail-wind
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    Howard McGhee & Miles Davis (pianist unknown), New York, ca. 1947
    (Photo von William P. Gottlieb)

    Höre grad eine meiner neuen CDs, Howard McGhees „Maggie’s Back in Town“ – sehr schön!

    Vor ein paar Tagen habe ich zudem sein kurz davor eingespieltes „Dusty Blue“ wiedergehört – da wird McGhee von einer exzellenten Band begleitet (inkl. Roland Alexander, Bennie Green und Pepper Adams), steht aber solistisch ganz allein im Zentrum (leider – nicht dass er das nicht könnte oder verdiente, aber mit einer solchen Band ist es schade, dass die meisten Nummern so kurz geraten sind und nicht wenigstens zwei, dreimal die anderen auch ein Solo kriegen.

    Jedenfalls verdient McGhee durchaus, erwähnt zu werden – zuerst natürlich einmal als einer der ersten Westküsten Bebopper, der 1946 auch (auf einer missglückten Dial-Session) mit Charlie Parker aufgenommen hat. Geboren wurde McGhee 1918 in Tulsa, Oklahoma, wuchs in Detroit auf, wo er in der Schulband Klarinette spielte, vor er auf die Trompete wechselte. Ende 1941 spielte er für zwei Monate mit Lionel Hamptons Band, nahm dann mit Andy Kirk (mit dem er bis im Sommer 1942 spielte) zum ersten mal auf, bevor er ein Jahr lang als Solist bei Charlie Barnet spielte. Danach kehrte er zu Kirk zurück und spielte auch kurz mit Billy Eckstine und Count Basie.

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    Ende 1944 stiess er zu Coleman Hawkins Band – und liess aufhorchen! Mit Hawkins nahm er an drei tollen Capitol-Aufnahmesessions teil. Neben ihm und Hawkins spielten Sir Charles Thompson (p), Allan Reuss (g), Oscar Pettiford (b), Denzil Best (b), sowie auf der zweiten und dritten Session Vic Dickenson (tb) und auf der dritten John Simmons an Pettifords Stelle. Auf den schnellen Nummern glänzt McGhee mit boppigen Soli, auf den Balladen hingegen wirkt er unpassend und stört eher – während Hawkins in allen Nummern seine Meisterschaft zeigt (diese Jahre, ca. 1943-45, waren wohl seine allerbeste Zeit – in einer langen Karriere, in der es an Höhepunkten nicht mangelt).

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    Für Savoy und Dial konnte McGhee in den Jahren 1946-48 selber eine Reihe von Aufnahmen machen. Die ganz frühen Aufnahmen von 1945 (Aladdin/Philo und Modern Music, u.a. mit Teddy Edwards, Vic Dickenson und Roy Porter) kenne ich noch nicht. Teddy Edwards war damals ein musikalisch wichtigsters Partner. Mit ihm und Dodo Marmarosa sowie Arvin Garrison (g), Bob Kesterson (b) und Roy Porter (d) enstand im Oktober 1946 die tolle Dial-Session, in der „Up in Dodo’s Room“, „Midnight at Minton’s“, „Dilated Pupils“ (alles McGhee Originals) sowie „High Wind in Hollywood“ (besser bekannt als „52nd Street Theme“) eingespielt wurden. McGhee/Edwards harmonieren perfekt als Frontline, Dodo Marmarosa steuert – wie immer! – interessante Soli bei und auch Gitarrist Arvin Garrison ist sehr hörenswert. Die Musik bewegt sich zwischen „hartem“ Bebop und etwas lyrischeren Tönen in „Midnight at Minton’s“, das als Highlight ein schlankes aber doch muskulöses Edwards-Solo zu bieten hat, mit körnigem Sound und einer kantigen Umsetzung (leichte Anklänge an J.R. Monterose zehn Jahre später?). Edwards gehört jedenfalls noch mehr als McGhee zu den vergessenen Giganten der Musik und man hört hier auch schon, weshalb.

    Mit Charlie Parker traf McGhee noch einmal zusammen, als dieser im März 1947 bei McGhees Band im Hi-De-Ho in Los Angeles einstieg. „Dee-Dee’s Dance“ wurde mitgeschnitten – am Piano sass Hampton Hawes. McGhee spielte in der Folge u.a. mit Georgie Auld und tourte mit Jazz at the Philharmonic durch die Lande.

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    Im Juli nahm McGhee überdies am legendären Bopland-Konzert im Elks Auditorum in Los Angeles teil. Es spielten mehrere Bands, geleitet von Bill Moore (einem mir ansonsten unbekannten Tenorsaxer, in seiner Band spielt gleich noch einer mit, Gene Montgomery, Russ Reeman spielt Klavier), Al Killian (mit Sonny Criss, Wardell Gray und Hampton Hawes), und als Highlight das Howard McGhee Orchestra und die fast identisch besetzten Bopland Boys: McGhee, Trummy Young, Criss, Gray, Dexter Gordon, Hawes und Barney Kessel. Die Musik wurde mitgeschnitten und ist 2004 auf einem 3CD-Set von Savoy erschienen. Die langen Jams machen dies zu einer Art Bop-Variante von Jazz at the Philharmonic – und machen die Aufnahmen zum einzigartigen Dokument, das es uns erlaubt, Wardell Gray, Dexter Gordon und McGhee in zwanzigminütigen Jams über „Bopera“ (aka „Disorder at the Border“), „Bopland“ (aka „Byas-a-Drink“), „Bop After Hours“ (aka „After Hours Bop“), „The Hunt“ (aka „Rocks ’n‘ Shoals“) sowie „Geronimo“ (aka „Cherrykoke“ aka „Cherokee“) zu hören. Wie meist bei solchen Anlässen bleibt wenig Raum für musikalische Feinheiten – aber allein die Gelegenheit, Dexter und Wardell in ihrer Battle über „The Hunt“ zu hören ist unglaublich toll! (Diese Battle erschien übrigens auf vier 78 rpm-Seiten – wie die frühen JATP-Aufnahmen wurden auch die Elks Auditorium Aufnahmen gestückelt und teilweise gekürtzt auf diversen 78 rpm Singles veröffentlicht. Sonny Criss und Wardell Gray sind die Solisten, die man am ausführlichsten hören kann, zumal sie auch bei Al Killian mitspielen, aber auch die Pianisten Hawes (mit McGhee, Killian und den Bopland Boys) und Freeman (mit Killian und Bill Moore), sowie der Gitarrist Barney Kessel (mit McGhee, Killian und den Bopland Boys) sind mehrfach solistisch zu hören.
    Die Rhythmusgruppen bestehen aus Harry Babasin oder Red Callender und Roy Porter (McGhee), Callender und Porter (Bopland Boys), Callender oder Babasin und Tim Kennedy (Al Killian) und Shifty Henry und Leroy Gray (Moore). Von
    Von Callender wurde in „Bop After Hours“ ein Solo ausgegraben, das zuvor nicht zu hören war, zudem ist ein eineinhalbminütiges Fragment von „Body and Soul“ mit Earl Coleman (und der Al Killian Band) neu zu hören, dann zwei Fragmente (eins zwölf Sekunden, das andere fünf Minugen) und grosse Teile von „Perdido“ von Moore, und zu guter letzt zwei kurze Themen (50 Sekunden) vermutlich von McGhees Band.
    Von Moore hören wir „Perdido“ (über zwanzig Minuten) und „What Is This Thing Called Love“ sowie die erwähnten Fragmente („Merry Go Round Blues“ und „Blowin‘ for Bass“ – bei letzterem ist nicht sicher, dass wirklich Moores Band spielt), von Killian hören wir „Back Breaker“ und „Blow, Blow, Blow“ (beide ca. viertelstündig).

    Mit seinem JATP-Partner Flip Phillips entstand im Herbst 1947 eine wunderbare Session für Norman Granz‘ Clef-Label. Maggie spielte auf Phillips‘ „Znarg Blues“ sowie seinen beiden Originals „Cake“ und „Cool“ (von beiden sind zwei Takes überliefert). Die Ballade „My Old Flame“ (auch in zwei Takes zu hören) behielt Phillips wohlweislich für sich allein. Begleitet wurden die beiden von Hank Jones, Ray Brown und J.C. Heard. Phillips war zwar nie ein eindeutiger Bopper, aber die Musik ist hervorragend.

    :: Trivia ::

    Gene Montgomery: ein ganz klein wenig zu ihm hat Maxine Gordon (die Witwe von Dexter, die auch die Liner Notes zum Elks 3CD-Set beigesteuert hat) hier zusammengestellt. Zudem kann man hier ein tolles Foto von ihm sehen, neben Charlie Parker, der grad spielt – wer sind denn die andern?

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      #7874923  | PERMALINK

      tejazz

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      Schönes Foto!
      Ja, und McGhee war natürlich ein toller BeBop-Trompeter.

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      #7874925  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      gypsy tail wind

      Im Juli nahm McGhee überdies am legendären Bopland-Konzert im Elks Auditorum in Los Angeles teil. Es spielten mehrere Bands, geleitet von Bill Moore (einem mir ansonsten unbekannten Tenorsaxer, in seiner Band spielt gleich noch einer mit, Gene Montgomery, Russ Reeman spielt Klavier), Al Killian (mit Sonny Criss, Wardell Gray und Hampton Hawes), und als Highlight das Howard McGhee Orchestra und die fast identisch besetzten Bopland Boys: McGhee, Trummy Young, Criss, Gray, Dexter Gordon, Hawes und Barney Kessel. Die Musik wurde mitgeschnitten und ist 2004 auf einem 3CD-Set von Savoy erschienen. Die langen Jams machen dies zu einer Art Bop-Variante von Jazz at the Philharmonic – und machen die Aufnahmen zum einzigartigen Dokument, das es uns erlaubt, Wardell Gray, Dexter Gordon und McGhee in zwanzigminütigen Jams über „Bopera“ (aka „Disorder at the Border“), „Bopland“ (aka „Byas-a-Drink“), „Bop After Hours“ (aka „After Hours Bop“), „The Hunt“ (aka „Rocks ’n‘ Shoals“) sowie „Geronimo“ (aka „Cherrykoke“ aka „Cherokee“) zu hören. Wie meist bei solchen Anlässen bleibt wenig Raum für musikalische Feinheiten – aber allein die Gelegenheit, Dexter und Wardell in ihrer Battle über „The Hunt“ zu hören ist unglaublich toll! (Diese Battle erschien übrigens auf vier 78 rpm-Seiten – wie die frühen JATP-Aufnahmen wurden auch die Elks Auditorium Aufnahmen gestückelt und teilweise gekürtzt auf diversen 78 rpm Singles veröffentlicht. Sonny Criss und Wardell Gray sind die Solisten, die man am ausführlichsten hören kann, zumal sie auch bei Al Killian mitspielen, aber auch die Pianisten Hawes (mit McGhee, Killian und den Bopland Boys) und Freeman (mit Killian und Bill Moore), sowie der Gitarrist Barney Kessel (mit McGhee, Killian und den Bopland Boys) sind mehrfach solistisch zu hören.
      Die Rhythmusgruppen bestehen aus Harry Babasin oder Red Callender und Roy Porter (McGhee), Callender und Porter (Bopland Boys), Callender oder Babasin und Tim Kennedy (Al Killian) und Shifty Henry und Leroy Gray (Moore). Von
      Von Callender wurde in „Bop After Hours“ ein Solo ausgegraben, das zuvor nicht zu hören war, zudem ist ein eineinhalbminütiges Fragment von „Body and Soul“ mit Earl Coleman (und der Al Killian Band) neu zu hören, dann zwei Fragmente (eins zwölf Sekunden, das andere fünf Minugen) und grosse Teile von „Perdido“ von Moore, und zu guter letzt zwei kurze Themen (50 Sekunden) vermutlich von McGhees Band.
      Von Moore hören wir „Perdido“ (über zwanzig Minuten) und „What Is This Thing Called Love“ sowie die erwähnten Fragmente („Merry Go Round Blues“ und „Blowin‘ for Bass“ – bei letzterem ist nicht sicher, dass wirklich Moores Band spielt), von Killian hören wir „Back Breaker“ und „Blow, Blow, Blow“ (beide ca. viertelstündig).

      Dazu noch eine Ergänzung, da ich mich noch immer durch diese drei CDs höre – Al Killian… es geht hier ja um Jazz-Trompeter im allgemeinen. Und Killian ist nun wirklich einer derjenigen, mit denen ich wenig bis gar nichts anfangen kann. Wenn er – was selten der Fall ist – in den mittleren Lagen spielt, klingt er noch ganz ok, aber wenn er dann – was fast immer der Fall ist – in die Höhe drängt, dann klingt sein Ton gequetscht, hat keinen „Körper“ mehr – und die Intonation scheint ihm auch dauernd kurz vor dem Entgleiten zu sein. Dann lieber Cat Anderson, wenn’s denn sein muss (und der hat auch gezeigt, dass er anders konnte).

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      alexischicke

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      Toller Post,Gypsy.Der ist mir wohl entgangen! Aber mach doch einen Thread über Mcghee auf!

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      #7874929  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Hm, kann ich ja… aber zuerst muss ich mal in den verschlungenen CD-Häufen die „Wise in Time“ suchen gehen, die ich partout nicht finden will :roll:

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      #7874931  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Am 12. Oktober spielte McGhee mit Jazz at the Philharmonice in Chicago. Am selben Tag wurde er eingeladen, in der Argyle Lounge mit einer eigenen Band zu spielen. Während dieser Zeit enstand eine Reihe schöner Aufnahmen. Die erste fand aber am 3. Dezember in New York für Dial statt, neben McGhee spielten James Moody, Milt Jackson, sowie erneut Jones, Brown und Heard.
      Die Musik McGhees wird immer lyrischer, „Night Mist“ ist eine leicht exotisch-angehauchte Nummer, grösstenteils im langsamen Tempo präsentiert, irgendwo zwischen Kenton, frühem Mingus und Gil Mellé anzusiedeln wohl – sehr toll! Ebenso „Night Music“, in dem Jones das Thema über einem Pedal-Point-Bass (Coltrane im Herbst 1960 lässt grüssen! bzw. natürlich anders herum) und feinen Bläser-Akkorden präsentiert. Grossartig! Es überwiegen aber auch hier schnelle Bop-Nummern. Mit Moody und Jackson stehen McGhee zwei ebenbürtige Solisten gegenüber, Jackson elegant, Moody so rauchig wie selten. Zudem ist da Hank Jones‘ elegantes Piano – er war wohl nie mehr so spannend wie in diesen frühen Jahren.

      Während des Engagements in der Argyle Lounge enstanden dann im Februar 1948 für Savoy in Chicago zwei weitere Sessions, die auf dem oben abgebildeten Album versammelt wurden. McGhees Lyrizismen werden immer öfter hörbar, Milt Jackson ist erneut ein verlässlicher und ebenso lyrischer Partner. An Moodys Stelle ist Jimmy Heath getreten, der am Alt und Baritonsax zu hören ist. Am Alt klingt er sehr stark nach Bird („Little Bird“ war ja auch sein Übername), das Bariton bringt eine völlig neue Farbe in McGhees Musik. Die Stücke sind kurz wie aus jener Zeit gewohnt, aber McGhee gelingen ein paar herzzerreissende Momente, etwa in „Sweet and Lovely“. Die Rhythmusgruppe besteht übrigens aus dem mir unbekannten Will Davis (p), Percy Heath (b) und Joe Harris (d).
      Eine zweite Session (die vier Stücke sind mit den acht der ersten auf dem oben abgebildeten Album zu hören) entstand mit Billy Eckstine (vtb), Kenny Mann (ts) – und einmal mehr Hank Jones (p), Ray Brown (b) und J.C. Heard (d). Die Resultate sind etwas weniger zwingend, aber Kenny Mann hat einige gute Momente. „The Man I Love“ ist ein wunderschönes Feature für McGhee (Eckstine und Mann setzen aus). Auf „The Last Word“ ist Eckstine dann zunächst mit Scat-Gesang zu hören, spielt danach aber auch noch ein etwas linkisches Posaunensolo.

      Im Frühling 1948 reiste McGhee nach Paris, um am dortigen Jazzfestival zu spielen. Am 15. und 18. Mai entstanden schöne Aufnahmen für Vogue bzw. Blue Star“. McGhee leitete ein Sextett, das neben Jimmy Heath (as), Jessie Powell (ts), Vernon Biddle (p), Percy Heath (b) und Specs Wright (d). Die Band wirkt eingespielt und hat einiges zu bieten – obgleich Powell und Biddle wenig bekannte Musiker sind. (Allmusic führt eine kurze Biographie zu Powell, Biddle scheint aber ziemlich unbekannt zu sein). Beide steuern gute Soli bei, auch Heath überzeugt, und McGhee ist mittlerweile auch bei schnellen Nummern ein sehr lyrischer Musiker. Henri Renaud schreibt in seinen Liner Notes (von 2001) zur unten oben CD, auf der die Vogue-Session zu hören ist:

      …Jessie Powell, who used to play tenor with Louis Armstrong and Count Basie. … I called Percy Heath to see what had become of Vernon: he never saw him again after the Paris concerts.

      Das erste Stück wurde als „Al’s Blues“ veröffentlicht (und wird teils auch unter dem Titel in Diskographien geführt), es handelt sich aber in Wirklichkeit um Tiny Kahns „Tiny’s Blues“. „Dimitar“ ist gemäss Renaud eine Widmung an den Produzenten der Session, Dimitar Ivanovic. „How High the Moon“ nahm ursprünglich beide Seiten einer 78 rpm Single ein – am Ende des Stückes spielt die Gruppe „Ornithology“, Benny Harris‘ berühmte Paraphrase des Hamilton/Lewis-Klassikers.

      Die Blue Star Session umfässt sogar sieben Titel, zum Auftakt ist eine Ballade namens „Denise“ zu hören, es folgt „Nicole“… McGhee muss seine Zeit in Paris sinnvoll genutzt haben ;-)
      Letzteres wird zwar im mittelschnellen Tempo gespielt, aber McGhee (mit Dämpfer) bläst ein wunderschönes Solo, das auch in den Doubletime-Passagen seinen lyrischen Charakter nie verliert. „Big Will“ ist ein Stück von Tadd Dameron (das aber unter einem anderen Titel bekannt ist – bringe das aber nicht zusammen, müsste mich durch die Dameron-Sessions hören um’s rauszukriegen), Powell bläst ein sehr solides Solo in einer unaufgeregten Art, die seine Wurzeln im Swing verrät, aber wie auf den anderen Nummern ist er keineswegs unpassend. Percy Heath überzeugt mit einem kurzen Bass-Soli hier und auf „Punkins“ und er trägt das enorm schnelle „Donna Lee“ sicher mit seinen Walking-Bass-Linien. Am besten gefallen mir aber McGhees Soli – sie mögen hie und da etwas schludrig scheinen, etwas unstrukturiert wirken, aber er schafft sehr schöne, lyrische Stimmungen. Sehr toll auch im abschliessenden „Prelude to Nicole“ (die scheint’s ihm besonders angetan zu haben), in dem er mit Dämpfer schon von Anfang an Doubletime spielt.

      Zurück in New York nahm McGhee im Oktober 1948 an einer Blue Note Session von Fats Navarro teil. Milt Jackson war zurück (teils am Piano), Ernie Henry (der schon mit Navarro auf Tadd Damerons erster Blue Note Session gespielt hatte), Curly Russell und Kenny Clarke vervollständigten die Band. Es wurden zwei kurze (3 Minuten) und ein langes (6 Minuten, beide Seiten einer 78 rpm Single) Stück eingespielt, von denen jeweils zwei Takes existieren. „The Skunk“ (wohl eine Anlehnung an Damerons „The Squirrel“) ist ein mittelschnell swingendes Stück, das Navarro, Jackson, McGhee und Henry in Soli vorstellt. Zwischen den beiden Takes sind die beiden Takes von Navarros „Boperation“, einem ABCA-Stück, zu hören, in dem die Trompeter (und Henry) ein paar schwierige Doubletime-Passagen zu absolvieren haben. Navarro und McGhee teilen sich die ersten 16 Takte – man bemerkt den Übergang kaum, dann folgt Ernie Henry, und während Jackson zu den Vibes wechselt, setzt McGhee sich ans Klavier, um ihn zu begleiten. Danach folgen Exchanges von Navarro, Henry und McGhee. Das Highlight der Session sind dann die fireworks, die Navarro und McGhee auf „Double Talk“ präsentieren. Navarro spielt jeweils zuerst und McGhee hat alle Hände voll zu, um seinem ehemaligen Schützling Paroli zu bieten.
      Zu hören ist das ganze auf der unbedingt empfohlenen Blue Note Doppel-CD „The Complete Blue Note and Capitol Recordings of Fats Navarro and Tadd Dameron“.

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      #7874933  | PERMALINK

      redbeansandrice

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      gypsy tail windEine zweite Session (die vier Stücke sind mit den acht der ersten auf dem oben abgebildeten Album zu hören) entstand mit Billy Eckstine (vtb), Kenny Mann (ts) – und einmal mehr Hank Jones (p), Ray Brown (b) und J.C. Heard (d). Die Resultate sind etwas weniger zwingend, aber Kenny Mann hat einige gute Momente. „The Man I Love“ ist ein wunderschönes Feature für McGhee (Eckstine und Mann setzen aus). Auf „The Last Word“ ist Eckstine dann zunächst mit Scat-Gesang zu hören, spielt danach aber auch noch ein etwas linkisches Posaunensolo.

      weiß nicht mehr woher ich das hab, aber meine Notizen sagen mir, dass der Scatgesang auf Flip Lip und The Last Word die halbe Diskografie von Marcel (oder Marcelle) Daniels sind, einem Sänger aus Chicago, den Elmo Hope für ein Stück seines „Riker’s Island“ Projekts ausbuddelte… (der vierte Track ist Abdullah’s Fiesta von Gene Ammons, daneben hat Cannonball Adderley eine seiner Kompositionen „House of Marcel“ aufgenommen)

      hier steht einiges zu Kenny Mann, der mir auf der Session auch ziemlich gut gefällt…

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      #7874935  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      redbeansandriceweiß nicht mehr woher ich das hab, aber meine Notizen sagen mir, dass der Scatgesang auf Flip Lip und The Last Word die halbe Diskografie von Marcel (oder Marcelle) Daniels sind, einem Sänger aus Chicago, den Elmo Hope für ein Stück seines „Riker’s Island“ Projekts ausbuddelte… (der vierte Track ist Abdullah’s Fiesta von Gene Ammons, daneben hat Cannonball Adderley eine seiner Kompositionen „House of Marcel“ aufgenommen)

      Hm, hab mich da nicht wirklich schlau gemacht – auch die Identität des Tenoristen scheint nicht klar zu sein. Kenny Mann oder Billy Smith… für den Vokalisten gibt’s keine Angaben, und die Savoy-CD (die auch niemanden angibt aber Kenny Mann als Tenorsaxer angibt) hilft auch nicht weiter. Wobei diesbezüglich anzumerken ist, dass diese Denon/Savoy-CDs info-mässig oft ziemlich übel sind…

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      #7874937  | PERMALINK

      redbeansandrice

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      auf der von mir verlinkten Seite stehts, man liest auch immer die gleichen Sachen…

      In the fall of 1947, Mann got what looked like a significant break. According to research by Art Zimmerman, he played in a local group that opened a Jazz at the Philharmonic concert, either on October 15 or November 10, 1947–and was invited by trumpeter Howard McGhee to make a session he was cutting for Vitacoustic. Mann was in some fairly heavy company, since the other musicians were all touring with JATP: Billy Eckstine (sticking to valve trombone on this occasion), Hank Jones (piano), Ray Brown (bass), and J. C. Heard (drums). Chicago-based bebop vocalist Marcelle Daniels sang on „Flip Lip“ and „The Last Word.“ Unfortunately the tracks did nothing to promote Mann’s career at the time. Vitacoustic filed for bankruptcy in February 1948 before any of McGhee’s sides could be released, and the masters were impounded by Egmont Sonderling of United Broadcasting Studios, who was still owed their recording and mastering costs. Two McGhee sides from another session saw release in 1949 on Sonderling’s Old Swing-Master label, but the rest, including all four numbers with Kenny Mann, remained unissued until 1956, when Savoy bought the masters and put them on an LP.

      die Seite ist ja zuverlässig…

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      #7874939  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      redbeansandriceauf der von mir verlinkten Seite stehts, man liest auch immer die gleichen Sachen…

      die Seite ist ja zuverlässig…

      Danke, hatte den Link übersehen – faszinierend!

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      gypsy-tail-wind
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      Zwei Höhepunkte in McGhees Schaffen sind meiner Meinung nach die beiden 25 cm LPs, die er für Blue Note eingespielt hat. Im Januar 1950 traf er sich mit J.J. Johnson, Brew Moore, Kenny Drew, Curly Russell und Max Roach in den WOR Studios in New York und es entstand eine vorzügliche Bop-Session die schlicht Howard McGhee betitelt wurde (BLP 5012). Besonders freut mich natürlich die Anwesenheit von Brew Moore, der damals wohl schon ein Veteran war. Sein Ton klingt leicht neblig, verhangen, aber er spielt mit viel Wärme – und er swingt! Johnson war damals sowieso der neue Maszstab, was die Posaune betrifft. Kenny Drew glänzt am Piano, mit hartem, klarem Anschlag und ein paar schönen Soli (die 1998er CD-Ausgabe von „Howard McGhee“ enthielt sinnigerweise Kenny Drews eigene 25 cm LP auf Blue Note, „New Faces, New Sounds“, die im April 1953 mit Russell und Art Blakey entstand). Drew war mit 21 nicht nur der jüngste, es war auch sein Debut im Studio – und er trug überdies vier der sechs Stücke bei! Zu seinen vier schönen Originals kommen „Meciendo“ von McGhee und der Standard „I’ll Remember April“. Die CD enthält zudem einen Alternate Take von „Lo-Flame“, einem von Drews Stücken.
      Die Musik gefällt mir wohl darum so gut, weil ich sie irgendwo zwischen orthodoxem Bebop, Einflüssen vom entstehenden Cool Jazz und dem später in New York geprägten kühleren Jazz (Fruscella, Don Joseph etc) höre. Alles ist äusserst lyrisch, sowohl die Kompositionen (auch eine verschachtelte, rhythmisch diffizile wie „Lo-Flame“) und die Soli.

      Im Winter 1951/52 tourte McGhee mit Oscar Pettifords band durch Japan, Korea und den Pazifik. Anscheinend sind davon AFRS-Aufnahmen zu hören, ich kenne diese aber nicht. Erschienen sind sie auf Regent und Savoy unter dem Titel „Jazz Goes to the Battlefront“, neben McGhee und Pettiford waren J.J. Johnson (tb), Rudy Williams (ts), Skeeter Best (g) und Charlie Rice (d) mit von der Partie.
      Zwischen dem ersten und dem zweiten Blue Note Album sind über drei Jahre verstrichen, in denen keine offiziellen Aufnahmen von McGhee als Leader entstanden sind.

      Howard McGhee Vol. 2, das zweite Blue Note Album erweist sich aber als würdiger Nachfolger des ersten. Gigi Gryce ist an Altsax und Flöte zu hören, Tal Farlow an der Gitarre, Horace Silver am Piano, dazu Percy Heath und der Drummer Walter Bolden. Zum Auftakt hören wir McGhees Latin-Nummer „Jarm“ (von der ein Alternate Take überliefert ist), dann Gordon Jenkins‘ „Goodbye“, in dem McGhee begleitet von Farlow das Thema präsentiert – grossartig, wie er sich über die Jahre zum Balladenkünstler entwickelt hat. Auf dieser Session scheint jemand die Fäden gezogen zu haben, Arrangements erstellt zu haben – Gigi Gryce läge nahe, aber ich weiss dazu leider nichts. Jedenfalls folgen zwei Gryce-Originals, „Futurity“ und „Shabozz“, das erste eine weitere Latin-Nummer, in dem Gryce selber ein exzellentes Solo beisteuert, in dem sein voller Ton sehr schön zur Geltung kommt – später sollte er oft etwas säuerlicher klingen, hier klingt er noch reiner, naher bei Parker. Auch „Shabozz“ wird teilweise über einem Latin-Rhythmus präseniert, die Soli werden aber im swingenden 4/4 gespielt. Gryce soliert an der Flöte, dann Farlow, vor McGhee ein schönes Solo bläst. Es folgt McGhees „Tranquility“ und zuletzt Boldens „Ittapnna“. Ersteres ist erwartungsgemäss eine Ballade – und McGhee glänzt einmal mehr. Silvers schöne Begleitung fällt auf – sein Spiel trägt bestimmt das seine dazu bei, dass vieles hier arrangiert klingt. Percy Heaths Bassspiel ist stark und überzeugend. In jenen Jahren – vor der Ankunft von Paul Chambers und Doug Watkins – war er mit Sicherheit einer der besten und versiertesten Bassisten!

      Bis zu The Return of Howard McGhee sollten erneut über zwei Jahre verstreichen – McGhee war fast die ganzen 50er Jahr über wegen seiner Drogenprobleme weg vom Geschehen. Leonard Feather schreibt in seinen Notes zum obigen Album, es sei ironisch, dass McGhee, der wenige Jahre zuvor als „an avant-gardist, a harbringer of the new, teh fresh and teh youthful in a burgeoning movement called bop“ nun bereits ein Comeback erlebe: „He now emerges bone dry and ready for action, to assume his rightful place along the coastline.“
      Leider war dem nicht ganz so, denn die wahre Rückkehr fand – nach einem weiteren Bethlehem Album 1956 mit Arrangements von Frank Hunter, wohl ein geschlecktes Balladen-Pop-Album – erst fünf Jahre später statt.
      Auf dem 1955er Album aber ist McGhee gut gelaunt. An seiner Seite spielt Sahib Shihab sein Barisax, die Rhythmusgruppe ist erstklassig: Duke Jordan, Percy Heath und Philly Joe Jones. Nach dem stürmischen Opener „Get Happy“ folgt eine Latin-Nummer, McGhees eigenes „Tahitian Lullaby“. Die Stücke sind kurz gehalten (es sind insgesamt elf an der Zahl), aber die Musik macht Spass, McGhee, Shihab und Jordan überzeugen mit ihren Soli, Heath ist wie immer ein solider Anker mit grossem Sound, und Philly Joe bringt eine Spannung ins Geschehen, die neu ist – und aus dem orthodoxen Bop ein wenig ausbricht. „Lover Man“ ist wohl eine Hommage an die grossen Jahre des Bop, die 1955 unweigerlich und endgültig aus waren. McGhee nimmt das Stück zügig, spielt aber mit singendem, feinen Ton – wunderschön. Ähnlich geht es weiter, Jones lässt zwar in den schnellen Stücken seine bombs fallen, aber McGhee glänzt mit seinem lyrischen Spiel, unabhängig vom Tempo. Shihab ist ein toller Partner, steuert auch ein paar flüssige Altsax-Soli bei, und Jordan (den man in jenen Jahren viel zu selten hören konnte, er ging ja dann nach Europa) liefert auch sehr schöne Beiträge ab. Insgesamt ein eher unspektakuläres Album, das aber deutlich macht, dass man McGhee auch nach seinen steilen Anfängen noch keineswegs abschreiben durfte. Zudem ist die Zusammensetzung der Band speziell – und sagt mir zu, weil ich alle drei Mitglieder der Rhythmusgruppe mag und eine schwäche fürs Barisax habe.

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      redbeansandrice

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      gypsy tail windDanke, hatte den Link übersehen – faszinierend!

      das Wunder der edit-Funktion… faszinierendes Line-Up in dieser Band, Hobart Dotson, Joe Daley, Hal Russell, Cy Touff… was komisch ist, ist dass es so klingt, als hätte es die Band nur ganz kurze Zeit gegeben, während sich das hier [Interview mit Jackie Cain, vielleicht bin ich grad irgendwie sentimental, aber ich find das Interview unglaublich toll :-)] etwas anders liest…

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      #7874945  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
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      Thelonious Monk, Howard McGhee, Roy Eldridge, and Teddy Hill at Minton’s Playhouse in New York, ca. September 1947
      Photography by William P. Gottlieb

      Zuerst nochmal was zur Frühzeit von McGhee, das ich zufällig hier gefunden habe:

      Bop Pioneers in Detroit
      FROM THE VERY BEGINNING Detroit contributed to the development of bop. Some Detroit jazzmen played with the early bop pioneers in New York and on the road, while others helped form a viable modernist circle of musicians in Detroit after 1945.
      The bop pioneers got their start in the national big bands in the late 1930s and early 1940s, and Detroit was part of the circuit for these bands. This meant that Detroit was in contact with what was going on musically in New York and that Detroit musicians were recruited by the name bands. Visiting bands met local musicians backstage, often at the Paradise Theatre, and at clubs and after-hours spots in Paradise Valley. The level of musicianship in Detroit was so high that young talent was continually snapped up. Some Detroit bands acted as virtual transmission belts for bebop talent and none more than the band at the Club Congo in the early 1940s.

      The Club Congo Orchestra
      THIS BAND WAS AN IMPORTANT STEP in the careers of trumpeter Howard McGhee; tenor saxophonists George „Big Nick“ Nicholas, Wardell Gray, and Teddy Edwards; and bassist Al McKibbon. Nicholas, McGhee, and Gray had earlier been members of the Jimmy Raschel territory band, so landing a job at the Club Congo represented a step up.
      Both McGhee and Gray were born in Oklahoma, in 1918 and 1921, respectively, but moved to Detroit at a young age. They both attended Cass Tech, as did Al McKibbon (born 1919), but only Gray graduated. McGhee traveled more widely than the others, who tended to stay in the Midwest and in Michigan in particular.
      […]
      The Raschel band was filled with talent, but the Congo orchestra was a further step up the band pyramid that was firmly in place by the late 1930s. The location of Club Congo in Paradise Valley, still a vibrant center of nightlife in Detroit, was part of the equation.
      […]
      The Club Congo was an upscale establishment that continued the „Jungle Nights“ theme of the Plantation [the club it replaced in the basement of the Norwood Hotel]. For a nominal cover charge, patrons got a full floor show, which included a headline act, chorus girls, a comedian, one or two „not ready for headline status“ acts, and music for dancing. The chefs knew their business, and the food was good. „The Congo was a very classy club,“ pianist Johnny Allen recalled. „There was a bar to the left as you entered from the street. The dance floor was in the middle and was lower [than the surrounding floor]. Tables and chairs were on either side of the dance floor. The bandstand was at the back end of the dance floor, between the kitchen and dressing rooms.“ „That was a very small bandstand,“ bassist Al McKibbon recalled. McKibbon, a burly man, had to stand near the front due to the low ceiling. The piano was on the dance floor, and Allen would cue the band during the show. A single microphone was available for singers and saxophone soloists. „The brass would just stand up and play,“ McKibbon said. „Unless he used a mute, then he’d walk out to the mike.“
      […]
      Allen (born 1917) grew up in East Chicago, Indiana, and caught Earl Hines’s radio broadcasts from the Grand Terrace nightclub in Chicago. The sound of Hines’s band, and the leader’s unique keyboard style, deeply impressed young Allen. Allen tried to capture the fresh, crisp sound of the Hines orchestra in his orchestration for the Congo band. He wrote four-beat arrangements of current pop tunes and jazz numbers such as „Second Balcony Jump“ (composed by Earl Hines’s arranger, Jerry Valentine) and „C Jam Blues.“ Trumpeter Lester Current also arranged music for the band but „It wasn’t as ‚heavy‘ as what we’d been doing,“ McKibbon said. Howard McGhee contributed „McGhee Special,“ which he had written on an earlier job with Allen. Allen gave solo space to most of the musicians, except Al McKibbon, in his arrangements. „Bass players didn’t solo back then,“ McKibbon remembered. „Only Blanton, and maybe Milt Hinton.“
      […]
      The musicians‘ talents, the rigorous schedule, and Allen’s arrangements helped the band jell into a cohesive unit, one that could execute tricky show arrangements and swing out. „We had a hell of a band,“ said McKibbon. „Once, Cab Calloway’s band played the Paradise. The acts on the bill came over to the Congo with their music. Everybody but us was worrying about whether we could play the charts. We ate that music up.“ Howard McGhee, assessing the band 40 years later, agreed. „That band was swingin‘. We had all the big names comin‘ in, all the cats that didn’t have band… nobody knew none of us, but we were playin‘.“
      The Club Congo Orchestra developed a distinctive sound, as McKibbon recalled. „We played like Lunceford, we played like Basie, but we sounded like ourselves.“ In the opinion of Teddy Edwards, „We were a jazz band.“ The Congo band was seen as a harbringer of things to come by the younger musicians in the city. And, like Earl Hines’s band, the Club Congo Orchestra served as Detroit’s incubator for the incipient musical style later dubbed „Bebop“ by the music press. „We weren’t playing Bebop then,“ Edwards said. „But it was in the air.“
      […]
      Of all the members of the Congo orchestra McGhee had the most direct impact on the course of bebop. He was an important sideman on classic recordings by both Coleman Hawkins (1945) and Charlie Parker (1946-47). Gray, who left Detroit in 1943 to join Earl Hines’s orchestra, also recorded with Parker and McGhee. Interestingly enough, McGhee, Gray, and Edwards played central roles on the modern jazz scene in Los Angeles after 1945. Another key player on LA’s Central Avenue was tenorist Lucky Thompson, who grew up on Detroit’s East Side.

      ~ Lars Bjorn with Jim Gallert: Before Motown. A History of Jazz in Detroit, 1920-60, Ann Arbor 2001, pp. 77-81.

      Das sieht nach einem äusserst lesenswerten Buch aus – muss ich mir mal besorgen!

      Das eigentliche Comeback von McGhee fand ja erst 1960 statt. Das obige Album gehört zu jenen, die wir nicht hören sollen… Mosaic musste seine Pläne, eine Felsted-Box zu veröffentlichen, leider aufgeben.
      Diese Version von The Connection mag nicht so zwingend sein wie jene, die Freddie Redd für Blue Note eingespielt hat (mit Jackie McLean als einzigem Bläser), aber sie bietet eine willkommene Gelegenheit, einmal mehr Tina Brooks zu hören. Freddie Redd spielte unter dem Pseudonym „I. Ching“ (das ist ja noch wesentlich blöder als „Felix Krull“!) Piano, Milt Hinton Bass und Osie Johnson sass am Schlagzeug.
      Die sieben Stücke sind exakt dieselben wie auf dem Blue Note Album, auch gewisse arrangierte Teile sind exakt gleich – aber eben: McGhee und Brooks statt McLean sind eine schöne Abwechslung!

      Das zweite Album des Jahres 1960, Dusty Blues, entstand für Bethlehem. McGhee wurde begleitet von Tommy Flanagan (p), Ron Carter (b) und Walter Bolden (d), sowie auf vier der neun Stücke von Bennie Green (tb), Roland Alexander (ts,fl) und Pepper Adams (bari). Arrangiert hat erneut Frank Hunter, der Mitte der 50er schon die Kirschenschüssel für McGhee arrangiert hatte.
      Die meisten Stücke sind kurz gehalten, McGhee steht im Zentrum – und hat das ja auch sehr wohl verdient. Seine Originals „Dusty Blue“ (der Opener) und „Sleep Talk“ werden von Bolden mit Latin-Rhythmen unterlegt, Carter macht sich sofort spürbar mit grossem Sound und tiefen Tönen. Flanagan ist der ideale Begleiter für ein Album, das McGhee auf der Höhe seines lyrischen Könnens zeigt… ich bin versucht, zu kalauern: „I Concentrate on Blue“… jedenfalls regen „I Concentrate on You“ und „Sound of Music“, die beiden Quartett-Nummern zwischen den erwähnten Stücken, McGhee zu tollen, lyrischen Solo-Ausflügen an.
      Roland Alexander ist auf „Dusty Blue“ im Thema an der Flöte, für ein ganz kurzes Solo aber am Tenor zu hören, und auch Tommy Flanagan spielt ein kurzes Solo. Sehr schön der relaxte, sanfte Latin Beat in „Sleep Talk“. Auf Benny Golsons „Park Avenue Petite“ ist Alexander nach McGhees Solo mit Dämpfer an der Flöte zu hören. Er spielt mit sehr feinem, etwas dünnen (unsicheren?) Ton und wird von Carter toll begleitet.
      Im dritten und letzten McGhee-Original, „Flyin‘ Colors“, ist Alexander dann in einem ausgedehnten Tenorsolo zu hören – sehr schön! Es folgen Green und Flanagan. Carter fällt erneut durch seine starke Begleitung auf. Tom McIntoshs „With Malice Towards None“ wird als walking ballad gespielt, Flanagan glänzt in seiner Begleitung – das alles mag beim oberflächlichen hinhören harmlos klingen, aber ist eben doch grosse Balladenkunst, was McGhee hier abliefert. Auf dem schnellen „Groovin‘ High“ klingt McGhee für einmal fröhlicher als sonst, weniger nachdenklich und blue – sein Ton verliert aber keineswegs seine anrührenden Qualität. Alexander steigt am Tenor als erster Solist ein, mit leicht verhangenem Ton. Schade, dass er nicht besser bekannt geworden ist! Es folgt Bennie Green mit einem kurzen Solo, dann McGhee, und schliesslich hören wir endlich auch noch Pepper Adams‘ Barisax.
      Zum Abschluss spielt McGhee mit Dämpfer das bittersüsse „Cottage for Sale“ von Willard Robison – ein wunderschöner Abschluss für ein kleines aber feines Album.

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      redbeansandrice

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      gypsy tail wind
      Das eigentliche Comeback von McGhee fand ja erst 1960 statt. Das obige Album gehört zu jenen, die wir nicht hören sollen… Mosaic musste seine Pläne, eine Felsted-Box zu veröffentlichen, leider aufgeben.

      nicht, dass ich dir ganz folgen könnte, gibt offenbar nur ein mp3-reissue, aber immerhin, hier kann man es hören…

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      gypsy-tail-wind
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      redbeansandricenicht, dass ich dir ganz folgen könnte, gibt offenbar nur ein mp3-reissue, aber immerhin, hier kann man es hören…

      Na ja, ist nur eine überspitzte Formulierung dafür, dass die Anwälte es offensichtlich nicht ermöglichten, dass Mosaic mit seinen bestimmt beschränkten Mitteln an die Musik kommt.

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