Re: Howard McGhee

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gypsy-tail-wind
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gypsy tail wind

Im Juli nahm McGhee überdies am legendären Bopland-Konzert im Elks Auditorum in Los Angeles teil. Es spielten mehrere Bands, geleitet von Bill Moore (einem mir ansonsten unbekannten Tenorsaxer, in seiner Band spielt gleich noch einer mit, Gene Montgomery, Russ Reeman spielt Klavier), Al Killian (mit Sonny Criss, Wardell Gray und Hampton Hawes), und als Highlight das Howard McGhee Orchestra und die fast identisch besetzten Bopland Boys: McGhee, Trummy Young, Criss, Gray, Dexter Gordon, Hawes und Barney Kessel. Die Musik wurde mitgeschnitten und ist 2004 auf einem 3CD-Set von Savoy erschienen. Die langen Jams machen dies zu einer Art Bop-Variante von Jazz at the Philharmonic – und machen die Aufnahmen zum einzigartigen Dokument, das es uns erlaubt, Wardell Gray, Dexter Gordon und McGhee in zwanzigminütigen Jams über „Bopera“ (aka „Disorder at the Border“), „Bopland“ (aka „Byas-a-Drink“), „Bop After Hours“ (aka „After Hours Bop“), „The Hunt“ (aka „Rocks ’n‘ Shoals“) sowie „Geronimo“ (aka „Cherrykoke“ aka „Cherokee“) zu hören. Wie meist bei solchen Anlässen bleibt wenig Raum für musikalische Feinheiten – aber allein die Gelegenheit, Dexter und Wardell in ihrer Battle über „The Hunt“ zu hören ist unglaublich toll! (Diese Battle erschien übrigens auf vier 78 rpm-Seiten – wie die frühen JATP-Aufnahmen wurden auch die Elks Auditorium Aufnahmen gestückelt und teilweise gekürtzt auf diversen 78 rpm Singles veröffentlicht. Sonny Criss und Wardell Gray sind die Solisten, die man am ausführlichsten hören kann, zumal sie auch bei Al Killian mitspielen, aber auch die Pianisten Hawes (mit McGhee, Killian und den Bopland Boys) und Freeman (mit Killian und Bill Moore), sowie der Gitarrist Barney Kessel (mit McGhee, Killian und den Bopland Boys) sind mehrfach solistisch zu hören.
Die Rhythmusgruppen bestehen aus Harry Babasin oder Red Callender und Roy Porter (McGhee), Callender und Porter (Bopland Boys), Callender oder Babasin und Tim Kennedy (Al Killian) und Shifty Henry und Leroy Gray (Moore). Von
Von Callender wurde in „Bop After Hours“ ein Solo ausgegraben, das zuvor nicht zu hören war, zudem ist ein eineinhalbminütiges Fragment von „Body and Soul“ mit Earl Coleman (und der Al Killian Band) neu zu hören, dann zwei Fragmente (eins zwölf Sekunden, das andere fünf Minugen) und grosse Teile von „Perdido“ von Moore, und zu guter letzt zwei kurze Themen (50 Sekunden) vermutlich von McGhees Band.
Von Moore hören wir „Perdido“ (über zwanzig Minuten) und „What Is This Thing Called Love“ sowie die erwähnten Fragmente („Merry Go Round Blues“ und „Blowin‘ for Bass“ – bei letzterem ist nicht sicher, dass wirklich Moores Band spielt), von Killian hören wir „Back Breaker“ und „Blow, Blow, Blow“ (beide ca. viertelstündig).

Dazu noch eine Ergänzung, da ich mich noch immer durch diese drei CDs höre – Al Killian… es geht hier ja um Jazz-Trompeter im allgemeinen. Und Killian ist nun wirklich einer derjenigen, mit denen ich wenig bis gar nichts anfangen kann. Wenn er – was selten der Fall ist – in den mittleren Lagen spielt, klingt er noch ganz ok, aber wenn er dann – was fast immer der Fall ist – in die Höhe drängt, dann klingt sein Ton gequetscht, hat keinen „Körper“ mehr – und die Intonation scheint ihm auch dauernd kurz vor dem Entgleiten zu sein. Dann lieber Cat Anderson, wenn’s denn sein muss (und der hat auch gezeigt, dass er anders konnte).

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