Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › "Krautrock" und seine Verwandten › Re: "Krautrock" und seine Verwandten
TosheyASH RA TEMPEL – SCHWINGUNGEN (1972)
Das zweite Stück heißt „DARKNESS: Flowers must die“ (12:22). Verhallte Maultrommeln, Bongos aus der Echokammer und sehr kosmische Synthesizerspuren türmen sich zu einer Sci-Fi-artigen Klanglandschaft auf. Backwards-Cymbals werden dazugemischt. Dann ein Perkussion-Beat neben einer sehr eigentümlich klingenden Schrammelgitarre. Der irre John L. (Die Droge scheint jetzt richtig zu wirken) steigert sich weiter in den Exzess hinein. Drums, Bass und Saxophon türmen sich zu einem unruhigen Biest aus psychedelischem Wahnsinn zusammen. Kaiser und Dierks geben an Effekten alles drauf was die Konsole verkraftet und die Geräte hergeben.
Wir werden Zeuge einer totalen Eskalation. Der völlige kollektive Freakout! Unbehaglich aber intensiv. Man wird innerlich extrem aufgewühlt und ist diesem Geschehen relativ ausgeliefert. Gitarrensolos und Saxofonausbrüche sorgen für weitere Spitzen. Dieses Stück packt einen dermaßen am Kragen und schmeißt einen durch den Raum. Es ist regelrecht traumatisch, wie ungeschönt sich hier der Katharsis hingegeben wird. Das das Ganze zuletzt dann doch nicht völlig ausartet und auseinanderfällt ist nicht mehr als ein Wunder. Dieses Lied ist definitiv nichts für schwache Nerven und ich zitiere nur ungern, aber an dieser Stelle völlig ergeben: „Beware of Schwingungen!!!“ (Julian Cope). Nicht dass wir uns völlig mißverstehen – Wer die Energie von „Ascension“, „The Drift“ oder Diamanda Galas schätzt, wird es vermutlich lieben…
Oh ja, „Flowers must die“ war/ist nur schwer zu ertragen. Manche meinen durchaus, gerade John Love hätte mit seinem „irren“ Gesang (Drogen? – da kannst du wortwörtlich Gift drauf nehmen!) das Stück denn doch den Orkus runtergeschickt. Inklusive mir – und ihm selber übrigens, wie er mir in den 80ern versicherte. Er wäre auch nicht gerade überzeugt gewesen, „der Kaiser“ (nein, nicht der vom Fußball) aber sei total begeistert gewesen und hätte alle gedrängt, das so zu machen. So sagte er jedenfalls, als er entdeckte, dass ich das Stück gut kannte, und ich, dass er darauf „gesungen“ hatte … (in den 80er haben wir mal eine Weile gemeinsam musiziert).
--
The only truth is music.