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MikkoSollte ich „Yeti“ so falsch in Erinnerung haben? Ich fand die Platte – von ein paar wenigen eher „normal“ rockigen Tracks abgesehen – ziemlich nervig. Muss ich sie mir doch mal wieder anhören?
Deine Beschreibung von „Phallus Dei“ (dem Amon Düül II Debütalbum) kann ich durchaus nachvollziehen, Toshey. Ich würde da zwar nicht so viel rein interpretieren, aber die Platte ist sicher ein Meilenstein des Krautrock bzw. deutscher Rockmusik generell. Als ich die Platte vor ca. 40 Jahren zum ersten Mal hörte, hab ich da einiges so wie Du empfunden. Wenn ich die Scheibe heute höre (zuletzt erst vor wenigen Tagen), dann kommen einerseits Erinnerungen hoch, andererseits freue ich mich an diesen doch sehr eigenständigen, verschrobenen Klängen. Ich mag übrigens die Gesänge durchaus, Nail. „Henriette Krötenschwanz“ war lange mein Lieblingstrack des Albums. Und in „Dem Guten, Schönen, Wahren“ geht es übrigens um einen zum Tode veurteilten Kinderschänder im Mittelalter. Aber Du hast schon recht, die Texte waren eher schmückendes und zum Teil lautmalerisches Beiwerk. Die Wirkung liegt mehr im Gesamteindruck, der mich anzieht und abstößt zugleich. Den Titeltrack finde ich aus heutiger Sicht ein bisschen zu dröge und zu lang. Und ich bin ziemlich sicher, dass der unter Drogeneinfluss entstand. Wahrscheinlich haben sie vollkommen bekifft rumgejamt im Studio.
Ich weiß nicht. Du magst ja überhaupt keinen Jazz und die langen Improvisationen auf Seite 3 und 4 (bzw. die letzten drei regulären Tracks der CD) sind schon sehr jazzig. Ich finde die aber toll. „Sandoz In The Rain“ ist nicht nur musikalisch toll, sondern hat auch einen tollen Titel.
Interessant. Vielleicht muss ich doch die Texte studieren. :lol:
Ansonsten sehe ich das genauso: Ich kenne keine andere Musik, die so klingt wie Amon Düül II, eigenständig ist sie definitiv. Und es stimmt: im Gesamteindruck entfaltet die Musik ihre Wirkung (oder auch nicht), der Gesang ist eher ein gleichberechtigtes Instrument als der Träger einer Botschaft oder einer Geschichte.
Es stimmt: Bei „Phallus Dei“ landen Amon Düül mehrfach in musikalischen Sackgassen. Man hat den Eindruck, jetzt verlören sie es, die Musik wird ziellos und orientierungslos. Aber dann fangen sie sich wieder. Trotz Drogen ist die Musik aber insgesamt ausgesprochen strukturiert (wie gesagt: vor allem auf „Yeti“). Zielloses Rumgejamme klingt in der Regel ganz grauenhaft, Amon Düül mögen zwar drogenbenebelte Hippies gewesen sein, aber sie besaßen die Fähigkeit, sich zusammenzureißen und ihre musikalischen Ziele konsequent umzusetzen.
Es könnte sein, dass Adrian Orange auch Amon Düül II (oder ähnliche Musik) gehört hat. Der schräge Gesang, die Vebindung aus psychedelischer Musik und Jazz (wenn auch mit etwas anderen Mitteln) erinnert mich sehr an „Adrian Orange And Her Band“. Reine Spekulation, aber wer weiß…es würde jedenfalls zur dortigen Musikszene passen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.