Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › "Krautrock" und seine Verwandten › Re: "Krautrock" und seine Verwandten
Bender Rodriguez
Rein musikalisch, soundästhetisch und vor allem inhaltlich (sehr gutes Beispiel dazu nail75s Beitrag zur Intention von Joy Division gemäss B. Sumners Ausführungen – hatten sich Neu! jemals ähnlich geäussert, bzw. ähnliche Beweggründe mit als musikalischen Inhalt aufgeführt?) betrachtet, so schufen spätere Post-Punk, New Wave- und Industrial-Bands und -Künstler sehr wohl Eigenständiges, dass nicht alleine in direkter Einbahnstrassen-Richtung auf einen diffusen „Stil“ wie „Krautrock“ zurückzuführen ist.
Natürlich ist Postpunk ein Konglomerat aus verschiedensten Einflüssen, aber Kraurock hat eine viel gewichtigere Rolle, als ich es bisher gedacht habe. Joy Division sind nicht NEU! und jede gute Band schafft ihre ganz eigene Interpretation. Nur für mich ist ein typisches Merkmal des Joy Division Sounds auf NEU! zurückgehend. Trotzdem bleibt es eine eigenständige Band. Ich liebe sie.
Gestern habe ich noch „24 Hour Party People“ gesehen und was nimmt sich Martin Hannett als Erstes bei Joy Division im Studio vor: das Schlagzeug. Er will etwas Neues kreieren, hat dabei als Einfluss aber eben NEU!
Wenn ich jetzt mal wirklich ausscheifend werde: Es geht mir um den Ansatz, wie Musikmachen vorgeht. Krautrock durchbricht die Rockschemata (Strophe, Refrain). Sounds werden wichtig. Industrielle Geräusche wecken das Interesse von Faust. Es ist interessant, dass sich a grumh auf sie beziehen und Industrialkreise sie schätzen. Cabaret Voltaire verweisen also auf Can und Kraftwerk.
Dann kommt die Repitition als Kunstmittel ins Spiel. „Forever“ sozusagen. Die Stücke kennen kein Ende und nehmen wir die ehemaligen Industrial Helden Current 93, die doch klare Krautrockeinfüsse aufweisen. „Sleep has his house“ geht fast 25 Minuten, ohne dass viel passiert, aber irgendwie passiert doch etwas (dieser Ansatz von Musik ist grundsätzlich ganz wichtig für das, was Ende der 80er und dann im Techno etc. die Clubszene beherrscht- der Song ist nicht mehr zu erkennen, es geht immer weiter, eine nie zu Ende gehende Party- siehe Afterhour Clubs etc..)
Ältere Industrial Stücke von Current 93 mit Stapleton Einfluss wie zu „Dawn“ Zeiten sprechen eine deutliche Sprache. Es sind diese minimalen Verschiebungen, die einen neuen Ansatz an Musik für mich widerspiegeln. Zudem strahlt ein Teil der Krautrocker eine ziemliche Kälte musikalisch aus, die in den 80s genau das ist, was einige Artists (Ultravox!, Visage, Human League, …) haben wollen. Techno und Minimal (die angesagte Musikform elektronischer Clubs) gehen in den Grundzügen somit auf Krautrock zurück. Wir haben Ambient, Industrial, Postpunk, New Wave, Techno, Minimal- das sind erstaunlich viele Bereiche, wo Krautrock ein Puzzleteil darstellt, was aber in seiner Gewichtung doch immens ist.
Was den Begriff Krautrock: Klar, es gibt nicht den Krautrock. Wenn ich hier im Thread von Krautrock geredet habe, dann meine ich die für mich „guten“ Bands dieses Genres. Das es mannigfaltig ist und ich mit Sicherheit nicht alles gut finde, sollte klar sein. Ich picke mir nur den interessanten Teil hier raus.
--