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Anonym
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MikkoWar die Frage rhetorisch? Falls nicht, gemeinsam ist diesen Bands oder Musikgruppen der deutsche Ursprung, ihre Blütezeit in den 1970er Jahren, sowie eine nicht oder zumindest nicht in erster Linie auf den Mainstream Markt gerichtete Veröffentlichungspolitik.
Grundsätzlich gemeinsam ist meines Erachtens allen deutschen Musikern aus dem populären Umfeld eine sozusagen teutonische Ernsthaftigkeit; eine ironische Meisterleistung wie Randy Newman’s „Short People“ ist einem Westernhagen mit „Dicke“, was wohl in diesem Sinne gemeint war, durch diese Eigenschaft schier unumsetzbar gewesen, was dieses Stück für mich bis heute ungeniessbar macht. Ähnliche Vorbelastungen sehe ich bei so gut wie allen Krautrockern, die aber in vielen Fällen, am deutlichsten bei den scheinbar kühlen, statischen Klängen von Kraftwerk und anderen Elektronikern ihrem Ausdruckswillen geradezu entgegen kamen. Ob diese Kombination so gewollt war, sei mal dahin gestellt. Konträr dazu fällt mir keine gute deutsche Band ein, die in einem Genre brilliert, wo unmittelbare Ausdrucksfähigkeiten zu den ersten Qualitätsmerkmalen gehören wie im Blues, Folk und mit Abstrichen Jazz. Die Ursachen für diese Ernsthaftigkeit sind sicher in dem Bewusstsein der deutschen Geschichte der ersten Jahrhunderthälfte zu sehen. Nach den Nazis konnte einem das Unbeschwerte und das Lachen wirklich vergehen, und die Krautrockgeneration gehört zu der Generation, die anfing, unbequeme Fragen zu stellen wie wir alle wissen. Damit kommt dieser Musik letztenendes eine gesellschaftliche Bedeutung zu, unabhängig davon, ob diese Musik nun gut oder nicht gut ist, ob sie gefällt oder nicht. Ein blosses Hirngespinst verwirrter Köpfe ist sie damit nicht.
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