Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › "Krautrock" und seine Verwandten › Re: "Krautrock" und seine Verwandten
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Toshey
Musik ist eine universelle Sprache, die in jedem Umfeld funktionieren darf, wenn die „Intentions good“ sind. Wenn Mars Volta heute in ihren Kontext einen Bläser integrieren, der auf Tranes Spuren wandelt oder einen Bassisten beschäftigt, der Jaco Pastorius zur Ehre gereicht, dann ist das kein Sakrileg, sondern eine logische Weiterführung dieses Gedanken. Trane, Miles, Hendrix… sie alle waren jederzeit an Ausdehnung, neuen Möglichkeiten interessiert. Selbst Marshall Allen, vom Sun Ra Arkestra benutzt heute zusätzlich einen elektronischen Blaswandler auf der Bühne. Miles plante Aufnahmen mit Hendrix. Und Trane wäre sicher auch zu allem und einigem bereit gewesen, was wir uns hier und heute nicht mal ansatzweise vorstellen können. Wenn dir der Terminus „ähnliche Energie“ in dem Zusammenhang nicht zusagt, weiß ich nicht, wie ich es sonst erklären soll.
Es geht auch noch nicht mal darum, letztendlich.
Große Musik und Künstler sprechen im günstigsten Fall jene universelle Sprache und haben die Fähigkeit zur Kommunikation. Da geht es nicht um Genres, Kategorien oder ähnliches. Es geht um Austausch und (hallo velvetdarling…) gegenseitige Befruchtung und das Erschaffen einer neuen Relevanz, die vorher so nicht existierte. Dabei entstehen, unter günstigen Vorraussetzungen Meisterwerke und magische Momente. Geschichte wird gemacht…you know…
Nein Musik ist keine universelle Sprache, denn dann gäbe es keine landes- und sprachspezifischen Unterschiede und wir würden uns z.B. alle an traditionellen chinesischen Opern erfreuen. Musik und deren Rezeption hat immer etwas mit Bildung und Herkunft zu tun. Überhaupt haben ja viele der Krautrock-Bands bewiesen, dass sie diese angeblich „universelle Sprache“ weder sprechen noch verstehen. Was man bei Amon Düül oder Eloy hören kann, ist ja genau darum auch so peinlich. Es reicht eben nicht Hendrix, Jefferson Airplane oder meinetwegen auch Coltrane zu hören, wenn man nicht über die muskalischen Mittel, Kenntnisse und den Background der Vorbilder verfügt. Gut waren eigentlich nur die Bands, die sich weitgehend von anglo-amerikanischen Vorbildern gelöst haben, bzw. die Bands, deren Einflüsse eher auf klassisch-europäischen Vorbildern und Stärken beruhen.
Can und Coltrane kann man hinsichtlich ihrer Performances schon alleine darum nicht vergleichen, weil sie völlig unterschiedliche Herangehensweisen hatten und gerade der späte Coltrane von einem starken Glauben, seiner Ernsthaftigkeit und einer tiefen Spiritualität angetrieben wurde. Das sind enorm wichtige Komponenten, die in der Musik von Can keine oder höchstens eine untergeordnete Rolle gespielt haben dürften. Vergleich doch mal, wie Coltrane seine Alben eingespielt hat und wie Can an solche Produktionen herangegangen sind. In diesem Zusammenhang wird dann auch deutlich, wie unterschiedlich die musikalischen Ziele und Vorstellungen dieser Künstler aussahen.
Close to the edgeWarum Krautrock während seiner Blütezeit nicht die faire Anerkennung bekam, darüber haben wir in diesem Thread jetzt einiges gelesen, und unsere Eindrücke ergänzen können.
Das ist doch ganz einfach: Bis auf wenige Ausnahmen war das, was unter dem Begriff „Krautrock“ zusammengefasst wird einfach schlecht abgekupfert und von unfähigen und bekifften Freaks eingespielter Mist.
--