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tolomoquinkolomHippie-Sein und das Rauschhafte wird vielen Psychedelikern und Krautrockern vorgeworfen; ich lasse das aber nicht gelten.
Ganz genau. Müßte man die Musik- / Kunsthistorie nicht sogar tendenziell umgekehrt proportional durchleuchten, mit der Frage:
“ Wer hat denn eigentlich keine Drogen genommen, im weitesten Sinne ? “
tolomoquinkolom
Der Grund für diese Verschiebung ist, dass die “Nachwuchskünstler” überhaupt keine Musiker sein wollen, sondern ausschließlich Medienstars. Diese kühle Gesellschaft verwandelt Tiefe in Oberfläche, Popmusik wird zum Pseudo- oder Retro-Tripp, als Zielgruppe taugt die Generation Klingelton auch nicht recht und die Download-Mentalität gleicht oft dem ordern eines Aufschnitts an der Wursttheke. Wo hier der “schöpfende” Künstler bleibt, muss man gar nicht erst fragen. Holger Czukays Song SCHAUE VERTRAUENSVOLL IN DIE ZUKUNFT hat sich in sein sarkastisches Gegenteil verwandelt. Dein Vergleich mit der McDonald’s-Mentalität gefällt mir und in dieser angedeuteten McMusic-Welt der Popsternchendarsteller und -darstellerinnen bekommen Begriffe wie Cheeseburgers und Chicken Wings auch eine ganz andere Bedeutung. Mir tun diese Next-big-things leid, die im gehypten Lichtstrahl eine Saison als Musikmotten tanzen dürfen und dann verschwinden.Nein, früher war vermutlich nicht alles besser, aber die Musiker jener Ära um die es in diesem Thread geht hatten offenbar etwas, was heute oft fehlt: Eigener Gestaltungswille, Verzicht auf Fremdbestimmung und Freude am Experiment.
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Dieser „Demon-Bohlen“ bekleckert seine Designerbluse doch zuguterletzt mit dem schlimmsten Greuel überhaupt: Er mißbraucht eine erwachsene Vorbildrolle mit den verzerrtesten und widerlichsten Sinnestäuschungen. Und das junge Volk (der Durchschnitt) hat ja scheinbar wenig Optionen zu alternativer Legendenbildung. Man sieht es auch in der Provinz – selbst die grottigsten Pseudoindiebands, die sich kreativ im Prinzip nur hilflos übergeben, werden als seltene Alternative regelrecht vergöttert. So sehr ist diese ganze Brühe den meisten schon über… Da gibt es teils einen ureigenen „Postpunk“ im eigentlichen Sinne, soweit ich das z.T. beobachtet habe.
Da wird immer soviel von Zensur gelabert, aber wer bitte schützt uns (oder unsere Kinder) denn davor?! Ich plädiere für eine Zensur in Sachen totaler Niveaulosigkeit und Gleichförmigkeit. Darum scheint sich keiner zu sorgen. Aber wenn jüngste Kids schon Amok laufen lag es ja nur an Computerspielen. Ich finde diese Volksverblödung erzeugt einen Unmut oder gar Zorn, den man allzuleicht übersehen kann… schreckliches Thema…
Danke darüberhinaus, tolo, für deine eloquenten Gedanken und Worte, die ich immer wieder begeistert lese!
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