Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › "Krautrock" und seine Verwandten › Re: "Krautrock" und seine Verwandten
Some Velvet MorningGenau, das hört man der Musik ja auch an. Geld hatten sie sowieso keins oder war Ihnen zum dem Zeitpunkt aus ihrem Hippiedenken heraus nicht so wichtig- ein guter Nährboden für Popgeschichte. … Die Scheune von Harmonia ist der ideale Ort gewesen für Etwas Neues. Oder das Kling Klang Studio. Wie die das geschafft haben- es lässt sich nicht sagen. Jedenfalls haben sie sich ziemlich von ihrer Umwelt abgewendet oder konnten sie ignorieren. Vielleicht brauchten einige Musiker Rauschmittel, um in diesen von der Umwelt unabhängigen Zustand zu gelangen, aber das trifft ja nun nicht auf alle Musiker der Krautrock Ära zu.
Hippie-Sein und das Rauschhafte wird vielen Psychedelikern und Krautrockern vorgeworfen; ich lasse das aber nicht gelten. Es gibt keinen Grund musikalische Werke wegen Umständen bei ihrem Herstellungsprozess zu belächeln. Niemand käme auf die Idee den Stones ihr Stoned-Sein oder ihre Joint-Adventures bzw. den Beatles deren verqualmte Back-Wahn-Erleuchtungskurse vorzuwerfen; Grateful Dead oder der späte Wolfgang Neuss wären ohne Dope gänzlich unvorstellbar.
Das hörst du heutzutage bei DSDSS und vieler aktueller Popmusik raus- es klingt alles nach Geld und schaffen es die Bands nicht ziemlich schnell, schmeißen die Labels sie eben wieder raus. So eine Wegwerf-McDonalds Mentalität, die der Popmusik nur schaden kann.
Der Grund für diese Verschiebung ist, dass die “Nachwuchskünstler” überhaupt keine Musiker sein wollen, sondern ausschließlich Medienstars. Diese kühle Gesellschaft verwandelt Tiefe in Oberfläche, Popmusik wird zum Pseudo- oder Retro-Tripp, als Zielgruppe taugt die Generation Klingelton auch nicht recht und die Download-Mentalität gleicht oft dem ordern eines Aufschnitts an der Wursttheke. Wo hier der “schöpfende” Künstler bleibt, muss man gar nicht erst fragen. Holger Czukays Song SCHAUE VERTRAUENSVOLL IN DIE ZUKUNFT hat sich in sein sarkastisches Gegenteil verwandelt. Dein Vergleich mit der McDonald’s-Mentalität gefällt mir und in dieser angedeuteten McMusic-Welt der Popsternchendarsteller und -darstellerinnen bekommen Begriffe wie Cheeseburgers und Chicken Wings auch eine ganz andere Bedeutung. Mir tun diese Next-big-things leid, die im gehypten Lichtstrahl eine Saison als Musikmotten tanzen dürfen und dann verschwinden.
Nein, früher war vermutlich nicht alles besser, aber die Musiker jener Ära um die es in diesem Thread geht hatten offenbar etwas, was heute oft fehlt: Eigener Gestaltungswille, Verzicht auf Fremdbestimmung und Freude am Experiment.
.
--