Re: "Krautrock" und seine Verwandten

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tolomoquinkolom

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Beiträge: 8,651

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Treffender als Brian Eno kann man es nicht formulieren:
„There were 3 great beats in the 70s. Fela Kuti’s Afrobeat, James Brown’s funk, and Klaus Dinger’s Neu! beat.“

Some Velvet MorningLetztendlich wären wir wieder dann bei Tosheys Frage, warum wir uns so schwer tun deutsche Künstler zu würdigen. Die NS Vergangenheit unserer Geschichte, das Hippie Aussehen der Krautrocker… ? Ich kann nur spekulieren, da ich es nicht wirklich nachvollziehen kann. Im Ausland ist NEU! anerkannt. Das stimmt. Japan ist ebenso angetan von Klaus Dingers Musik.

Japaner & Krautrock wäre ein Thema für sich. Nach Klaftwelk, Can, Neu!, Faust usw. sind “die” ganz verrückt und in Japan gab es auch nie eine Wahrnehmungslücke über die Bedeutung dieser Bands. Auch das Dreigestirn Ryuichi Sakamoto, Haruomi Hosono, Yukihiro Takahashi – als Yellow Magic Orchestra wohl die einzige japanische Supergroup – waren glühende Fans dieser deutschen Pioniere und sowohl der Elektropop von Y.M.O., als auch die experimentellen Projekte als Solisten haben Krautwurzeln.

Krautrock bzw. die Anfänge dieser elektronischen Musik sind DER bedeutende deutsche Beitrag zur jüngeren Musikgeschichte. Diese Alben waren nicht deshalb interessant, weil sie irgendwie international oder angloamerikanisch, sondern eben wie nichts vorher klangen. Es ging diesen Pionieren nicht um die Besetzung eines lukrativen Marktsegments, sondern um das Betreten von Neuland; und es ging um Musik und nicht um Geld.

Dieser Hang zur Selbstverleugnung eigener “Größe” ist wohl typisch deutsch. Woher das kommt weiß ich nicht, aber vielleicht traut sich das Volk der Dichter und Denker selbst nicht mehr über den Weg. Alle Gartenzwerge sollen gleich groß sein und in die selbe Richtung starren. Am besten nach USA oder England. Nichtdeutsche können darüber nur den Kopf schütteln. Es dürfte wohl nur ganz wenige Jamaikaner geben, die nicht stolz auf “ihre” Reggae-Music wären. In Deutschland undenkbar.

@Toshey:
Die Musiker Bodo Steiger und Lothar Manteuffel, die mit den Kraftwerkern Wolfgang Flür und Karl Bartos gemeinsam Musik machten, versuchten sich zusammen mit Brigitte Kunze in den frühen achtziger Jahren mit ihrer Band Rheingold an Elektropop, der durchaus als Weiterführung von Kraftwerk, Neu! oder La Düsseldorf gelten darf. Die Band ging allerdings nach drei Alben in den Wellen der NDW unter. Falls Du Rheingold nicht bereits kennen solltest, riskiere mal beide Ohren.

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