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Some Velvet MorningLetztendlich wären wir wieder dann bei Tosheys Frage, warum wir uns so schwer tun deutsche Künstler zu würdigen.
1980 gab es mal eine Taschenbuch-Reihe im Heyne-Verlag, in der von den Beatles über die Stones bis zu Pink Floyd alles einen Band bekam, was Rang und Namen hatte. Deutsche Musik fand dabei auch statt. Ein gewisser Rainer M. Schröder durfte unter dem Namen „Rock-Made in Germany“ einen Band beitragen, der die gesamte deutsche Rockmusik in einem Abwasch enthielt. Über 100 Bands in einem Taschenbuch mit ca. 200 Seiten. Die erfolgreicheren Bands wie Eloy, Triumvirat, Scorpions etc. bekamen immerhin jeweils ca. 15 Seiten, die jeweils ein Gespräch wiedergaben.
In diesen Gesprächen erfährt man, übereinstimmend, einiges über die Ursachen der stiefmütterlichen Behandlung. Und der Hauptgrund war wohl Neid. Neid der Medienvertreter aus den Rundfunkstationen und von der schreibenden Zunft. Frank Bornemann erzählte z.B. von selbst gescheiterten Musikern, die sich nun als Musikjournalisten über Wasser hielten, und in der Mittagspause zum Jammen im Keller verschwanden, um anschließend die inländischen Kollegen in die Pfanne zu hauen. Bornemann spricht sogar heute, über 30 Jahre später, noch von Rufmord, wenn er an die Berichterstattung über seine Band in den 70ern zurückdenkt.
Ich glaube ja, dass diese ignorante Haltung der Berichterstattung schließlich für einen solchen Überdruck im Kessel gesorgt hat, dass als gerechnte Strafe und logische Konsequenz die Etablierung der NDW herauskam. Eine Fülle von Dilettanten (jedenfalls teilweise), gegen die kein Kraut mehr gewachsen war. Explosionsartig wurde jeder zum Popstar, der nicht rechtzeitig auf dem Baum war.
Die NDW hat uns gerettet. Erst seit wir sie überstanden hatten, wurde über deutsche Musik einigermaßen fair berichtet.
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