Re: "Krautrock" und seine Verwandten

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some-velvet-morning

Registriert seit: 21.01.2008

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otis
Wenn aber jüngere Fans meinen, sie hätten den Kraut neu erfunden und wüssten musikhistorisch nun alles erst so richtig einzuordnen, dann darf man schon mal Einspruch erheben.
Mag ja sein, dass die Nachwelt manches anders, möglicherweise auch richtiger sieht (ich selbst habe ebendrum das Beispiel aus Kneifs Buch gebracht), aber deshalb können die Dinge doch nicht auf den Kopf (NEU! – Postpunk, Krautrock – Disco) gestellt werden.

Immerhin wage ich eigene Gedankengänge und mein Musikwissen könnte von Deiner Seite unterschätzt werden. So jung bin ich dann auch nicht mehr und ich stelle hier auch nichts auf den Kopf. Dazugehörige Quellen habe ich angegeben, die die Bedeutung von NEU! ähnlich einschätzen. Ich habe mich lange mit der Musik von Joy Divsion beschäftigt, habe selber Musik mit Klaus Dinger gemacht und dass ich zu dieser These gekommen bin, ist wohlüberlegt gewesen. Wäre ich nicht fest davon überzeugt, würde ich sie nicht mit der Vehemenz vertreten.

Zudem magst Du die Musik von Neu! einfach nicht. Das wird deutlich in Deiner Abwertung der Schlagzeugarbeit von Klaus Dinger. Du schreibst, dass es im Grund nichts Besonderes wäre. Da drehst du doch die Musikgeschichte um. Sein Motorikstil hat Eingang gefunden in die Historie und hat diverse Künstler (Iggy Pop, Bowie, Stereolab, My Bloody Valentine…) beeinflusst. Du schreibst:

otis
Eben habe ich dann doch die beiden Links angeklickt, Negativland und No Love Lost. Da waren sie wieder die Neu!, wie ich sie im Kopf noch hatte. Endlos und selbstverliebt in sich und ihre Sounds. Den Vergleich mit No Love Lost finde ich in keiner Weise gegeben. Joy Division kommen viel eher auf den Punkt (nein, sie kommen überhaupt drauf), das ganze ist stringent, wenn auch das Intro vielleicht etwas lang.
Wenn aber Dingers Drums in Negativland auch nur ansatzweise dem entsprechen sollen, was oben mit dem Four Beat zu beschreiben versucht wurde, so haben wir wirklich ein völlig unterschiedliches Musikverständnis. Er betont wie die meisten anderen auf der zwei, sehr sauber und sehr durchgehend (nein, da gab es sogar Breaks). Die Wirkung resultiert aus der reduzierten Besetzung und daraus, dass Dinger einen guten Punch hat, aber sein Spiel war rhythmisch im Grunde überhaupt nichts Besonderes. Durch die Reduktion vielleicht etwas auffälliger.

Du meinst, es wäre nichts Besonderes wie Klaus Dinger Schlagzeug zu spielen? Dann höre Dir mal an, was Iggy Pop und andere Künstler zu seinem Spiel sagen.
Auch das du den Vergleich mit „No love lost“ in keinster Weise raushörst, offenbart bei mir die Frage, ob Du nicht richtig hingehört hast oder nicht zuhören willst. Hätte WD den Vergleich gebracht, wärst du wahrscheinlich begeistert.
Ich werde das Gefühl bei Dir oft nicht los, dass Du diese ganzen Krautrocker sowieso argwöhnisch betrachtest: deren Drogenkonsum, dieses „Eintauchen“ ist Dir nicht Recht, mit Kraftwerk und Neu! kannst Du Dich nichts anfreunden.
Gut, es ist Dein Geschmack, aber der macht meine Überzeugungsarbeit nicht einfacher. Bender schätzt die in der Diskussion angegebenen Künstler zumindest. Bei Dir erkenne ich hauptsächlich eine Abwehr den Krautrockern gegenüber.

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