Re: "Krautrock" und seine Verwandten

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some-velvet-morning

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Mikko

Ich habe die beiden Stücke von Neu! und Joy Division nicht noch mal nachgehört, und eine Ähnlichkeit will ich auch gar nicht in Abrede stellen. Was ich allerdings stark bezweifle ist, dass da mehr als eine zufällige Ähnlichkeit besteht. Oder kannst Du anhand von Interviews o.ä. belegen, dass Joy Division Neu! kopiert haben? – Wohl kaum. Es ist nicht mal besonders wahrscheinlich, dass sie damals Neu! überhaupt kannten.

Mikko, was soll denn die Frage nach Beweisen oder Interviews? Das steht nirgendwo. Das sage ich hier und so lange Du Dir die Songs nicht mal bereit bist anzuhören, brauchen wir gar nicht miteinander zu reden. Ich habe immer das Gefühl, dass immer Forumsgrößen hier nur etwas zu sagen haben. Würden bekannte Forumsgrößen beispielsweise das sagen, dann hätte es einen ganz anderen Stellenwert für die meisten hier.
Natürlich kannten Joy Division Neu! Das kann ich nicht belegen Mikko, da es ein neuer Gedankengang ist und an sich die entsprechende Aufmerksamkeit verdient, auch wenn ich jetzt kein anerkannter Musikjournalist oder sonst etwas bin.
So nehme doch nur einmal Ian Curtis. Er hat Bowie und Iggy Pop gehört. Glaubst du nicht, dass er sich auch mal mit Bands beschäftigt hat, die seine Idole geprägt haben? Guck Dir meinetwegen den Film „Control“ nochmal an. Du HÖRST es doch raus, dass es NEU! klingt. Ich sage doch nicht, dass Joy Division eine Coverband von NEU! ist. Nur ist das Rhythmsfundament von Joy Division, sprich das Bassspiel von Peter Hook und das hypnotische Schlagzeugspiel von Stephen Morris durch NEU! geprägt.
Es ist eine gewagte These von mir. Ich weiß. Ich selbst habe immer gedacht: Mensch, Joy Division, diese Band aus Manchester- sie schafft mit ihrem Sound eine neue Welt. Das stimmt nicht, Mikko!!! Wir vergessen die Logik von Popmusik. Es baut immer alles aufeinander auf. Und was vor den 80ern? Die 70er. Vor Punk war Disko. Vorher war Bowie, Glam Rock, aber eben die wichtigen Außenseiter: Kraftwerk, NEU! ….
Natürlich kannten Joy Division sie. Wir reden hier von Beginn der 80er. Da gab es nicht so viele Bands wie heutzutage. Und natürlich waren Joy Division die 70er präsent. Gerade die Einflüsse ihrer Vorbilder Bowie und Iggy Pop. Überspitzt formuliert könnte ich sogar sagen, dass selbst wenn sie nicht NEU! oder Krautrock en generalle gekannt hätten, wären sie durch die Berlin Alben von Bowie indirekt davon beeinflusst worden.

Mikko

Und was Du zum Bass- und Drumsound als typischem Merkmal von Postpunk schreibst, lese ich so auch zum ersten Mal. Du phantasierst Dir da was zusammen, was sich hübsch anhört, aber durch nichts zu belegen ist.
Natürlich klingen die von Dir zitierten Bands in ihren Rhythmussektionen relativ ähnlich. Das liegt aber nicht an Postpunk, sondern an bestimmten Spiel- und Produktionsweisen, die seit den späten 70s / frühen 80s im UK en vogue waren und heute wieder von jungen Bands kopiert werden, die sich in dieser Tradition sehen. Mit Postpunk hat das nur insofern zu tun, dass einige dieser Bands als Postpunk bezeichnet wurden (längst aber nicht alle).

Mikko, das finde ich jetzt ein bisschen provozierend geschrieben. Es sind keine Phantasien oder hübschen Worte, sondern es sind Fakten. Bist Du Musiker? Mein Gott, es gibt doch diesen typischen Postpunk Beat, weshalb man bei Interpol, White Lies etc. immer sofort an Joy Division denkt. Was ist es denn? Es ist vor allem dieser hammernde Bass in Zusammenspiel mit dem Schlagzeug, die in Repitition immer wieder den gleichen Beat runterspielen.
Den hörst du nicht nur bei Joy Division, sondern fast den meisten gitarrenspielenden Postpunk Künstlern raus. Es ist der Sound der Zeit, der dieses heterogene Genre ausmacht.
Ich bin Musiker. Wir haben in 80s auch Musik gemacht und ich wollte immer, dass unserer Bassspieler möglichst ohne Variation vier Noten abwärts fallend spielt, was ihn nicht erfreut hat. Zusammen mit einem stoischen Schlagzeug Spiel hast du genau diesen Wave/Postpunk Sound im Rhythmus.
Überspitzt formuliert kannst du auch sagen, dass Postpunk der Sieg des Basses über die Gitarre ist. Die Gitarre spielt bei Joy Division nicht so die Rolle. Wichtig ist der Bass in Zusammenarbeit mit dem genauso motorischem Schlagzeugspiel.
Und da nenne ich Begriffe, die für NEU! stehen: Motorik und Repitition.
Klaus Dinger spielt hypnotisch immer wieder diesen Beat. For ever.
Wenn ich jetzt polemisch wäre, Mikko, könnte ich auch sagen, dass du keine Ahnung von diesem Beat zu haben scheinst.
In der Doku über Krautrock begeistert sich Iggy Pop nicht umsonst so über das Schlagzeug von Klaus Dinger. Er hat es verstanden.
Bender sollte es mit seinem Musikwissen verstehen können, wenn er es als Möglichkeit zulässt.
Es ist eine gewagte These von mir, aber ich weiß, dass ich Recht habe.
Hier ist der Beweis. Die Musik spricht für sich:

NEU! „Negativland“:
http://www.youtube.com/watch?v=23HfAHSKWlk

und jetzt als Vergleich Joy Division „No love lost“:
http://www.youtube.com/watch?v=kUr8wj3nG9c&feature=related

Oder alternativ die Joy Division Version aus dem Control Film mit etwas spannderem Video:
http://www.youtube.com/watch?v=TGRHO_yUTE0&feature=related

Ja, ich habe Recht! Die Musik spricht für sich selbst. :sonne:

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