Re: "Krautrock" und seine Verwandten

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

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Napoleon DynamiteNach dem Entsorgen all der Düüls, Kraans, Schulzes, Vuhs, Sternenschiffe, Guru Gurus, Trips & Träume, endloser Jam Gniedeleien, „Berlin School“ Kindereien, stupider Hard Rock Krücken und hirnrissig ausgestellter Mundart

Und genau hier liegt der Knackpunkt. Das weite Ausholen „…und seine Verwandten“ bereitet mir ein wenig Probleme. Ist doch bereits das Etikett „Krautrock“ von Beginn an eher als windschiefes Provisorium eines Stilbegriffes entstanden, um damalige Bands aus Deutschland in eine Schublade zu bekommen – egal, wie unterschiedlich ihre musikalische Ausprägung war. Gerade die hiesigen „alten Elektroniker“, die sich bewusst von Rockklischees und -standards entfernten (Paradebeispiel Kraftwerk), tat man mit dieser doch etwas plumpen Einkategorisierung Unrecht. In einer Stilschublade Kraut (Nomen est omen) und Rüben: Kraftwerk (auch die Frühphase war schon deutlich relativ Rockfern), Cluster, Can und Neu! eben neben o.g. genannten „Hard Rock Krücken“, Gniedeleien, waldschratigen Späthippies und den immer etwas komisch erscheinenden deutschen Prog-Ablegern.
Davon abgesehen, daß der Begriff „Krautrock“ immer ein wenig abwertend, spöttisch und durchaus diffamierend wirkte (käme ja auch keiner auf die Idee, „Italo Pop“ als „Spaghettifresserdisco“ zu bezeichnen), so wären m.E. die „Verwandten“ des „Genres“ – welches tatsächlich eher zum Synomym für proggige und/oder spätpsychedelische (oftmals als „freakig“ angesehene) Frickeleien wurde – eher bei den ähnlich gelagerten internationalen Vertretern dieser speziellen musikalischen Ausrichtung der Siebziger Jahre zu suchen. Ergo: man nenne doch lieber Prog-Rock beim Namen, wenn es doch solcher ist. Aber jetzt, nach über 30 Jahren ist es leider ein wenig müßig, das eine oder andere Mißverständnis noch korrigieren zu können (oder gar zu müssen), ist der Begriff doch mittlerweile zu einem fast schon liebevollen (und auch nostalgischen) Markenzeichen für Spezialisten, Experten und eben Liebhaber geworden.
Nur, mir verkrampft sich innerlich alles, Kraftwerk-Alben ab spätestens „Autobahn“ und sowas wie Cluster’s „Zuckerzeit“ als „Krautrock“ zu bezeichnen…

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad