Re: "Krautrock" und seine Verwandten

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beetlejuiceIch hake ein bei Volker Kriegel: den Begriff Krautjazz habe ich noch nie gehört. Ich verehre Volker Kriegel sehr und wir haben auch sehr viel von dem. In die Zeit paßt es ja und Du hattest auch Deinen Grund, ihn in die Liste aufzunehmen, aber er fällt aus dem Rahmen. Was hat Dich bewogen ?

Kennst du auch speziell diese Platte? Vermutlich ja…
Nun, gemessen am Zeitpunkt der Entstehung von „Spectrum“ und auch sicher der Einflüsse aus dem indirekten Umfeld (Ich denke an Et Cetera und auch Xhol oder die freieren Spieler aus der Epoche), besonders das Dave Pike Set, in dem Kriegel ja auch tätig war, empfinde ich schon Schnittstellen.

Dieser Wiki-Auschnitt gibt in etwa auch meine eigenen Emotionen dazu wider:

Pike’s move to Europe and tenure at MPS/Saba records produced some of the most original jazz of the period. With the collaboration of Volker Kriegel (guitar), J. A. Rettenbacher (acoustic and electric bass), and Peter Baumeister (drums), the group recorded 6 brilliant records from 1969-1972 that spanned the gamut from funky grooves to free, textural territory. The group, though short-lived, created a unique identity and textural palette. Kriegel’s compositional and instrumental (playing acoustic, classical, and electric guitar as well as sitar) contributions to the group helped set the Dave Pike Set’s sound apart, organically incorporating influences from jazz, soul jazz, psychedelia, avant garde music, and world (Indian, Brazilian, Latin and Middle Eastern sounds) music.

…besonders der letzte Abschnitt paßt gut zu meinen eigenen Eindrücken. Ich denke, was er auf Spectrum zu dem Zeitpunkt, man muß schon fast sagen, gewagt hat, ist die völlige Entsprechung zu dem Stil. Es geht natürlich noch weit über das „Kraut-element“ hinaus. Es ist natürlich auch. in sich, unglaublich progressive Musik. Dennoch, denke ich, da Zusammenhänge zu erkennen, die unseren Kraut-Raum-Zeit-Kontext zumindest streifen. Das fängt bei den Sitarklängen an, und mündet in die verzerrten Fuzzsounds, die an mancher Ecke lauern. Dein Hinweis ist natürlich richtig und streitbar. Ich habe vielleicht auch unbewußt „provokante Hintergedanken“ gehabt, bei der Berücksichtigung von Kriegel. Die daher rühren, das er als Querkopf und selbstbewußter Innovator immer noch vollkommen unterschätzt ist. Das ist ein Skandal. Er ist für mich der deutsche Mclaughlin dieser Zeit und er hatte es völlig drauf.
Er klingt vielleicht im Krautsinne nicht sooo gewagt, aber den Spirit atmet jede seiner Noten, seiner Ideen und Impulse. Das mag auf späteren Alben etwas anders sein, aber hier kann man das noch gelten lassen, finde ich…
Der Mann hat auch ein bißchen posthumen Hype verdient, findest du nicht? ;-)
Gruß

ps: ich bin sehr neugierig auf die „missing link“, die ich noch kaufen will…

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