Re: TKKG

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bullitt

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CleetusWas war denn an TKKG politisch unkorrekt? (ich hab sicher seit 10 Jahren keine Folge mehr gehört, irgendwann hat mich dieser Tarzan-Atze so aufgeregt, dass ich einen persönlichen Groll gegen den Sprecher entwickelt habe.)

„Ach ja? Na warte, dir werd ich..umpf…ah..ZACK..“ – „Tarzan, Achtung!“ – „UH! AH!“ – Kann man sich das mit 30+ noch anhören?

Naja, wo fängt man da an? Anbei einfach mal der Auszug aus wiki zu dem Aspekt. Aus heutiger Perspektive ist das natürlich genau das spannende, weil gerade die Folgen bis Ende der 80er Jahre einen Blick in eine völlig andere Zeit bieten. So etwas würde heute nie mehr so veröffentlicht werden geschweigedenn Erfolg haben. Hinzu kommt, dass zumindest die ersten 25 Folgen solides EUROPA-Handwerk bieten und man wie bei den drei ??? das who ist who der deutschen Sprecher-Gilde im Studio versammelt hat. Dazu die pointierten Skripte von H. G. Francis und der Fusion-Soundtrack von Carsten Bohn und das – natürlich etwas trashige – Hörvergnügen ist komplett. Der Relaunch der Serie ging dann soweit, dass man wie gesagt die Bände von vorne komplett neu verfasst. Inwieweit an den jetzt erscheinenden Vinyl-Reissues gedoktort wurde, würde mich interessieren. In aktuellen Folgen ist Tim das größte Weichei unter der Sonne und ein Loser noch dazu und natürlich spielt Gewalt keine Rolle mehr.

Die TKKG-Geschichten, vor allem die frühen Folgen, verwenden häufig Klischees, um Verbrecher deutlich zu kennzeichnen. So sind diese oft an ihrem Äußeren zu erkennen (Narben, besondere Körper- und Gesichtsmerkmale wie rote Haare und viele Sommersprossen) oder durch ihre Herkunft (z. B. Südländer, Zigeuner), soziale Gruppenzugehörigkeit (Rocker, Punks, Obdachlose) oder den Beruf. Wolf bedient sich hier laut Kritikern gesellschaftlicher und populärer Vorurteile und Stereotype. Gelegentlich werden auch beiläufig Personengruppen abwertend kommentiert, so bezeichnet der Trainer Alwin Gutsche in Ufos in Bad Finkenstein Mitglieder seiner eigenen Judo-Mannschaft als „Kümmel-Türken“.

Besonders hervorstechend ist die oft abwertende Kommentierung sozial schlechter gestellter Gruppen wie z. B. der Obdachlosen durch TKKG selbst. Andererseits treten TKKG von Anfang an auch für Mitglieder oder ganze Minderheiten ein. Dabei werden positive Figuren z. B. ethnischer Minderheiten vorgestellt, die den Klischees anderer Folgen widersprechen. Bei diesen Widersprüchen fällt vor allem das unstimmige Verhalten der TKKG-Freunde selbst auf, die einerseits moralisierend auftreten, jedoch andererseits durch ihr eigenes Vorverurteilen und oft bemühtes „der-Zweck-heiligt-die-Mittel“-Vorgehen ihre selbstbestimmte Moral umgehen. Besonders in den jüngeren Folgen greift Tim öfter zu präventiver Gewalt, die nicht mehr wie in den älteren Folgen nur Notwehrcharakter hat.

Die Hauptcharaktere werden recht übersteigert dargestellt. Tarzan/Tim ist der große, braungebrannte, starke, sportliche Strahlemann. Karl ist schlaksig, schwach, dafür aber intelligent – der typische Streber. Klößchen ist dick, verfressen, faul (aber nicht dumm). Zudem wird praktisch in jeder Folge auf Gabys betörende Schönheit Bezug genommen. In späteren Folgen ist sie auch eifersüchtig auf Frauen mit denen Tim Kontakt hat, wobei in diesen Folgen eine Beziehung zwischen beiden angezeigt wird.

Ein weiteres Beispiel ist die Rolle der Frau. Obwohl Wolf oft starke Frauenfiguren zeigt und die TKKG-Freunde für eine Gleichberechtigung der Geschlechter eintreten, wird Gaby bei gefährlichen Situationen oder bei Unternehmungen zu später Stunde regelmäßig aus der Gruppe ausgegrenzt (Tarzan/Tim: „Mädchen in deinem Alter gehören um diese Uhrzeit ins Bett“). Dabei gibt Wolf im Interview die Zahl der weiblichen Leser mit 60 % an…

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