Re: Die besten Prestige Alben

#7310087  | PERMALINK

redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

Beiträge: 13,480

Sandhead
Meinst Du mit Late-Night-Tauglichkeit eher entspannte/entspannende Musik? Wenn ich mir meine momentanen Jazz-Favoriten angucke, dann muß ich festellen, daß dies auf einen Großteil nicht zutrifft, tatsächlich bevorzuge ich bis zu einem gewissen Grad wilden, ekstatischen und lauten Jazz. Das ist aber nur eine Tendenz mit vielen Ausnahmen und keineswegs ausgegoren; ich bin halt in der Orientierungsphase.

mit late-night-tauglichkeit meinte ich jetzt nicht mit rotwein auf dem sofa, eher so ein szenario wie bis eins gearbeitet und dann nicht schlafen können bis drei… mit „lässigkeit“ komm ich um die tageszeit nicht gut klar, interessant soll es sein, und stimmungsvoll, und ein bißchen zerissen und vielleicht ein bißchen introspektiv… eric dolphy ist zum beispiel sehr late-night-tauglich aber weder entspannt noch entspannend… giant steps ist mir für diese zwecke irgendwie zu proper, zu wenig zerissen…

Zum 50er HB: Eigentlich hätte ich für diesen Spruch eine Standpauke verdient. Viel mehr als die von Dir genannten „ganz typischen“ Hard-Bop-Platten kenne ich nämlich nicht. Die 4 letzten Prestige-Alben von Miles Davis zähle ich auch dazu. Soeben hörte ich „Workin'“ und es ist wunderschön. Das Problem, wenn man es so nennen will, ist, daß Mingus, der späte Coltrane und schließlich einige Free Jazz Platten mich ungleich mehr beeindrucken. Letztlich ist es aber das alte Lied von fehlender Zeit und Energie, was verhindert, mich allem so zu zu widmen, wie ich es gerne tun würde, und dann gib’s ja auch noch andere Musik… (mir fehlen u.a. aus diesem Grund auch noch weitgehend Hörerfahrungen mit Jazz vor den 50s.)

naja, ich find dein spruch ist zwar nicht die ganze wahrheit aber im kern doch auf vieles zutreffend… irgendwie hab ich oft das gefühl, 95% der hard bop musiker haben alle immer wieder versucht die perfekte ausgabe von zwei oder drei verschiedenen alben aufzunehmen (und die vielleicht größte leistung von miles davis, oder auch von mingus, war, den leuten aufzuzeigen, dass man auch serien von völlig verschiedenen alben aufnehmen kann… dann gibt es noch monk und vereinzelte andere (randy weston etwa, das könnt noch was sein, für den einen oder anderen hier…), die (grob verallgemeinert) immer wieder das gleiche album aufgenommen haben, aber es war ihr eigenes… die kunst des albums hat sich damals nur langsam entwickelt würd ich behaupten, und grad wenn man vom „rock“ herkommt, hat man in der hinsicht vielleicht andere ansprüche…)

in gewisser weise war ja giant steps auch für coltrane der schritt zum albumkünstler (während so ein album wie lush life, das wurde wahrscheinlich weitestgehend ohne mitsprache der künstler von dritten aus aufgenommen material zusammengestellt… in dem fall wohl von bob weinstock, der heute 81 geworden wäre… so gut es als album funktioniert… auch wenn man sich so die quote an eigenkompositionen ansieht, da dürfte sich was getan haben von prestige zu atlantic… )

dass miles davis, so 1953-1956, hard bop ist, da stimm ich definitiv zu…

Booker Ervin’s Freedom Book kenne ich nicht, habe allerdings „That’s it“ (Candid) (kaum gehört)

Der Art-Farmer-Track ist klasse. Dazu fällt mir ein, daß Referenzen an „A Love Supreme“ nicht selten sind, aber der Track ist ja von ’54…

eben mal einen moment that’s it gegen freedom book quergehört… (lastfm bzw deezer) auf irgendeine art ist das ein ähnlicher kontrast wie bei coltrane „settin the pace“ gegen „giant steps“… aber hier find ich glaub ich „freedom book“ gelungener… das art farmer stück ist von diesem album, das meiste kann man auch auf dieser compilation hier online hören… war allerdings das beste stück, in vieler hinsicht…

--

.