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ECM 1057
bill connors: theme to the gaurdian (sic!)
das ist eigentlich auch schon wieder so eine tolle idee von eicher: da ist ein bluesgitarrist auf die idee gekommen, jazz zu spielen, verbindet sein technisches wissen mit einer liebe zu introspektiver klaviermusik, landet bei chick corea, damit aber auch im starkontext von return to forever, großen konzerthallen, fusion und schließlich dem scientologischen kontrollwahn des leaders, steigt aus, hört dann julian breams 21st-century-guitar-rezital, entdeckt darauf henzes drei tentos, beschließt schließlich, ohne klassische ausbildung, akustischer gitarrist zu werden. und dann steht eicher parat und veröffentlicht auf ecm bill connors erstes, primär akustisches, soloalbum.
breiten wir über den titelverschreiber auf dem cover den gnädigen mantel des schweigens, und gewöhnen wir uns an die towner-nahen diffus offenen harmolodiken, die auf THEME vorherrschen, ist das doch ziemlich besonders, was connors hier macht. sein „solo“ ist eigentlich ein zusammengesetztes gitarrenlandschaftsbild, mit vielen overdubs – ein schichtwerk aus kleinen sounds und deren echos, in denen themen und motive nur angedeutet sind und so gerade eben harmonisch abgestützt werden; aber darunter kommen ganz unerwartete verbindungen zustande, die etwas schüchtern präsentiert werden, aber ziemlich eigenwillig sind. man spürt den elektrischen soundfetischisten an allen ecken und enden, obwohl alles ton und nichts geräusch ist – der ambient ergibt sich aus einer räumlichen choreografie von vorne und hinten, links und rechts, verschiedenen saitenmaterialien, unterschiedlichen resonanzen, unterschiedlichem holz, das alles ganz präzise von kongshaug aufgezeichnet und mal ganz trocken, mal mit raum drum herum angelegt. connors fährt die elektrischen effekte ganz weiter herunter, aber sie sind trotzdem mit einem unglaublichen wissen eingesetzt.
ich kenne wenig jazzgitarristenalben, die mit kleiner geste so viele räume öffnen. aber schnell und einfach ins ohr geht das nicht, trotz der ungefährlichkeit des materials.
Recorded November 1974 at Arne Bendiksen Studio, Oslo
Engineer: Jan Erik Kongshaug
Produced by Manfred Eicher
p.s. wen es interessiert: die drei tentos von hans werner henze.
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