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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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vorgartenECM 1050
jan garbarek / keith jarrett / palle danielsson / jon christensen: belongingvon manfred eicher angeregt, hat die band von witchi-tai-to stenson rausgeworfen und sich keith jarrett angekoppelt, der sich zur abwechslung mal mit einer braven nordischen variante seines chaotischen und zur hälfte permanent zugedröhnten amerikanischen quartetts aufs wesentliche konzentrieren konnte. alle songs dafür stammen aus seiner feder und seiner offensichtlich ziemlich fröhlichen grundhaltung dieser tage.
die poppigen und gospeligen motive sind virtuos ins spiralenhafte verdreht, mit „blossom“ ist ihm tatsächlich eine ziemlich schöne ballade gelungen, den rest kann er gar nicht genug pointieren, um seine drei jugendlichen begleiter bei der stange zu halten: alles kickt, hüpft, exakt wie geschrieben. große spielfreude überall. es gibt nichts zu mäkeln. jazz hat hier nichts depressives, ängstliches, vorsichtiges, zweifelndes, nichts stellt sich hier in frage, es ist klar, warum es diese musik gibt. kein wunder, dass später sogar branford marsalis das virtuoseste der stücke, „the windup“, mit seinem quartett nochmal nachspielen und jarrett donald fagen erfolgreich des plagiierens bezichtigen wird. ohne wahrscheinlich jemals daran gedacht zu haben, liefert manfred eicher mit seiner 50. albumproduktion und seinen vier wunderkindern darauf der welt ganz unprovokant einen der gründe, warum es 1974 noch jazz gibt.
Jedenfalls ein sauberer Probegalopp des „European Quartet“ und die Spielfreude hat hier tatsächlich etwas Doppelbödiges …. es ist kein Jarrett Leaderdate auf dem Papier(umschlag) und auch das Zusammenspiel hat durchaus partnerschaftliche Strukturen …. hier entsteht Schönheit nicht als Selbstzweck, sondern als Resultat eines gemeinsamen Werktages …. verklärte Arbeitswelt der 70er Jahre ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)