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ECM 1047
john abercrombie: timeless
ich finde sowohl abercrombie als auch dejohnette zu dieser zeit an ihren instrumenten unschlagbar, und auch wenn der grund dafür hier erst in der letzten nummer, dem immerhin 12-minütigen titelsong, sehr deutlich wird, ist das album auch als ganzes wirklich toll. sieht nach aktualisierung des orgeltrio-formats aus, aber weit gefehlt, auch wenn jan hammer den orgelbass ganz gut im fuß hat, macht er damit aber eigentlich proto-techno und kein chitlin circuit oder wie das heißt
abercrombie zumindest hat den schönsten e-gitarrensound der 70er, dazu eine immense musikalität, die alles ganz flüssig in die formen hineinspült, dazu setzt er die paar effekte, die es schon gibt, so sicher ein, als kämen sie direkt aus dem körper (oder aus der seele). das ist später schwerfälliger, mühsamer, auch verpeilter geworden (aber oft ist auch das reizvoll).
auf „lungs“ jagen sich er und hammer sehr sportlich, es fasert aber schnell in etwas nächtliches aus und wird dann zum dejohnettschen funkgroove, wo alle virtuosität nicht mehr so wichtig ist. mit zwei akustikgitarren/klavier-balladen wird dann der großohrigen harmonieproduktion von towner und konsorten gehuldigt, bevor es mit einer tatsächlichen towner-huldigung weitergeht („ralph’s piano waltz“), einer ziemlich schönen komposition abercrombies, die ein bisschen post-riot-melancholie nachspürt. nach dem besagten techno-bass-stück („red and orange“) und der zweite akustikballade dann das titelstück, mit ambientkirchenorgel und schwebenden gitarrensinustönen angekündigt, dann kommt das thema, der ultraentspannte ungerade rhythmus, eine durch dejohnette kaum bemerkbare, aber zielsichere intensivierung, dann eines der schönsten gitarrensoli der jazzgeschichte und, ganz allgemein, ein loop todsicherer akkordfolgen, fantastischem dazuspiel und einem groove aus dem kleinen finger. wenn man „timeless“ einmal gehört hat, weiß man, wo ecm hinführen kann – die arbeit ist dann nur, zu den edelsteinen im geröll vorzustoßen, wenn immer die sonne scheint und alles glitzert.
John Abercrombie guitar
Jan Hammer organ, synthesizer, piano
Jack DeJohnette drums
Recorded June 11 & 12, 1974, Generation Sound Studios, New York
Engineers: Tony May and Jan Erik Kongshaug
Produced by Manfred Eicher
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