Re: ECM Records

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vorgarten

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so, antiallergikum eingeworfen (gegen birkenpollen und erhabenheit), es kann weitergehen.

ECM 1007
jan garbarek quartet: afric pepperbird

hier werden natürlich mindestens drei neue kapitel aufgeschlagen: garbarek, kongshaug und norwegen.
als garbarek von george russell mit 17 gefragt wurde, mit ihm aufzunehmen und auf tour zu gehen, war das für ihn keine option – es gab gerade mal zwei norwegische jazzmusiker, die damit ihr geld verdienten, und die lebten in stockholm. garbarek wartete und probte weiter mit lokalen musikern. eine neue generation, die mit coltrane und dem free jazz überhaupt erst in den jazz einsteigt. und dann von den exilanten und stipendiaten aus den usa profitieren – jon christensen spielt mit dexter gorden, george russell gerät über die norwegischen jungs ins schwärmen und steigt bei einem konzert mit ellbogen und fäusten am klavier ein. don cherry sucht nach norwegischen volksliedern. dreh- und angelpunkt ist das jazzfestival von molde, zu dem garbarek pilgert, seit er 14 ist. das freie spiel müssen die jungs erweitern, wenn sie mit den afroamerikanischen exilmusikern spielen wollen. und dann kommt herr eicher aus deutschland und nimmt die jungen stars (zumindest rypdal war schon einigen teenagermädchen in oslo ein begriff) auf. an der technik sitzt jan erik kongshaug.

der sound hier ist nicht nur transparent, sondern auch äußerst lebendig. die drums haben einen tiefen raumsound und trotzdem druck, andersens bass ist klar und man hört das holz; für rypdals großartigen und leicht altmodischen gitarrenton ist er wohl selbst verantwortlich. viele little instruments sind organisch im klangraum verteilt. genau wie die ideen und einflüsse (cherry, vielleicht sogar im studio anwesend, garbarek erinnert sich nicht mehr so genau; das art ensemble; das hymnische spiel von sanders).

vor allem nach der brachialen dauner-platte ist man vom ergebnis hier schon ziemlich überwältigt. weite folkloristische klanglandschaften, freie improvisationen, vier unter-2-minuten-sketches, die kein bisschen beliebig sind, große feinheiten in den explosionen, unentwegt bewegte polyrhythmen und schöne instrumentensounds zuhauf – das alles mit ganz lässiger geste zusammengesetzt. wären noch ein paar psychedelische synth-sounds dabei, hätte man ein kleines kompendium des früh-70er-jahre-jazz zusammen.

Jan Garbarek tenor and bass saxophones, clarinet, flutes, percussion
Terje Rypdal guitar, bugle
Arild Andersen bass, african thumb piano, xylophone
Jon Christensen percussion
Recorded September 22/23, 1970 at the Bendiksen Studio, Oslo
Engineer: Jan Erik Kongshaug
Produced by Manfred Eicher

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