Re: ECM Records

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gypsy-tail-wind
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FriedrichSchönen Dank! ;-)

Gerne ;-)

Ich hatte mich ja mal wieder gewundert und hätte wohl eher nachfragen sollen als einfach antworten. Geben wir der Nudelsauce die Schuld. Was Du in der Folge schreibst, kann ich natürlich unterschreiben:

FriedrichIch wäre einer der letzten, die einen vérité-Approach fordert. Eine Aufnahme ist immer ein Artefakt und für jemanden wie mich, der mit Radio, TV, Schallplatten etc. ff. aufgewachsen ist, ist konservierte Musik Normalität. Das Medium von Popmusik (und nicht nur der) ist der Tonträger!

Hierzu noch:

Friedrich

Manfred Eicher ist eigentlich nur konsequent, wenn er als Label-Chef die von ihm produzierten Tonträger ganz bewusst gestaltet, sowohl was die akustische als auch was die visuelle Ästhetik betrifft.

Ist ja auch klar – und ebneso klar ist, dass für uns Konsumenten auch „take it or leave it“ eine einfache Möglichkeit wäre, sich Ärger zu ersparen, wenn man mit dem Produkt nicht klarkommt. Aber – und das gehört ja schon auch irgendwie zur Identität von ECM – das scheint in den allermeisten Fällen nicht zu gehen, die Gegner unter den Jazzhörern sind meist lauter und – zumindest scheint es so – zahlreicher denn die Fürsprecher. Woran das liegt? Daran vielleicht, dass ECM die Dürrephase des Jazz, die Ende der Sechziger endgültig eingetreten ist, überspielen konnte und das in den Jahren, in denen anderso der Rock-Jazz immer öder und formelhafter wurde und an anderes kaum zu denken war, in den Jahren, in denen die Avantgarde, die in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern mit den Lofts nochmal nach neuen Organisationsformen suchte, zum wiederholten Mal und diesmal wohl recht endgültig ihr Scheitern im Hinblick auf Broterwerb feststellen musste … und da kommt dieser Typ aus Europa (Deutschland of all places) und zeigt, wie es geht.

Klar, in den USA gab es Retro-Label wie Muse, es gab windige Gestalten wie Alan Douglas (vielleicht der einzige, der mit Loft Jazz etwas Kohle machte?), anderswo die Leute von BYG, die zwar wichtige Musik festhielten aber wohl auch stark davon profitierten, dass ihre Klientel finanziell mittellos war und sie die Bedinungen (keine Gagen für gar nichts!) festschreiben konnten … da hebt sich ECM ja von Beginn weg ab, ist anders. Wenn das nun elitär war oder später wurde – sagt das mehr über ECM aus oder über die Entwicklung der westlichen Nachkriegsgesellschaft? (An die These mit den Anwälten glaube ich übrigens eher nicht … aber ein paar Statistiken über die ECM-Hörerschaft fände ich schon mal ganz witzig zu sehen.)

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