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ECM 1006
wolfgang dauner: output
soviel zum thema klare designentscheidungen aber zum zeitpunkt der 6. ecm-veröffentlichung ist weder die äre kongshaug angebrochen, noch hatten die wojirschs die covergestaltung komplett übernommen.
beim opener dieser dezent durchgeknallten platte denkt man aber gleich: ja, klar, ecm! eberhard webers richtung horizont gestrichener bass, ein schwebender, dann dräuender grundton, anschwellendes becken und sparsam eingesetzte fernöstliche percussion, klaviergirlanden um einen akkord herum und sehnsuchtsvoll schluchzendes clavinet, fertig ist der ecm-sound. aber schon das nächste stück sorgt für ein unsanftes aufwachen. das kakophonisch dräuende weicht hier schnell einer freien kollektivimprovisation, aber sozusagen die brachialdeutsche variante zum feinziselierten der music improvisation company: weber missbraucht eine e-gitarre, dauner wechselt durch einige nicht sehr klangschöne tastensounds, braceful begleitet assoziierend. alles läuft energetisch gekoppelt, aber ein bisschen nebeneinander her – auf schwer erträglichen beinahe acht minuten. die erste seite läuft mit einem weiteren sketch über verhallten, echogestörte fetzen und geräusche aus, um auf seite zwei plötzlich einem rock-vamp platz zu machen („nothing to declare“), auf dem dauner sein clavinet von tyner-haften klavierakkorden begleitet. weber hat seinen bass elektrisch verstärkt, braceful versucht, den geraden beat etwas aufzulockern, was das stück aber noch schwerer und zäher macht. bass-solo, wiedereinstieg des qäkenden clavinets, wieder das thema und dann ein sphärisches ausklimpern. danach folgt eine karawanenfantasie mit einer elektronischen schlangenbeschwörung, und das outro schafft schließlich einen kleinen höhepunkt: braceful deklamiert ein drum-poem, deutet dabei immer wieder einen beat an, während dauner rätselhafte, immer dreckiger werdende sounds hineinschießt und weber sich mit den beatfragmenten kurzschließt. der musikalische raum wird immer ungreifbarer, bracefuls stimme ist kaum zu verstehen, dauners effekte jagen sich durch die kanäle. am ende fliegt das trio in den weltraum oder zumindest aus dem studio.
netter versuch, möchte man sagen. aber das album hat seine fans, wie man auf diversen blogs nachlesen kann.
Wolfgang Dauner piano, effects (ring modulator), keyboards (Hohner Electra-clavinet C)
Eberhard Weber bass, cello, guitar
Fred Braceful percussion, voice
Recorded September 15 and October 1, 1970 at Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Engineer: Kurt Rapp
Produced by Manfred Eicher
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