Re: ECM Records

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gypsy-tail-wind
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soulpopeTreffliche Wortspenden ….

Findest Du? Mein Reflex war: „albern“. Und ich bin ja wahrlich nicht der grosse ECM/Eicher-Verehrer, aber solche leere Hülsen – wie klingt der Mittelstand wenn er beim Einschlafen vom Stuhl fällt? – finde ich überhaupt nicht hilfreich beim Versuch, ECM zu erklären oder zu verstehen. Das ist pure Polemik – und populistische Anbiederung an die Jazzpolizei.

Und auch noch zur Frage der Aufnahme – da war mein Reflex auf Friedrichs Post schon: ach, wie trivial. (Im Sinne von: ist schon einige Jahrzehnte her, dass das Thema bekannt ist, der Widerspruch gerade des Festhaltens des flüchtigen Augenblickes beginnt doch mit den ersten Jazzaufnahmen wenn nicht mit der Tonaufnahme überhaupt, es ist ja ein Irrtum, dass Musik ohne Improvisation statisch und reproduzierbar ist.) Könnte man nicht gerade sagen, dass Eicher (der sich da nach meinem Empfinden überhaupt nicht durch- oder wegmogelt sondern auf eine platte Frage eine recht gute Antwort findet, natürlich kokettiert er und den letzten Satz würde ich ihm niemals durchgehen lassen) eine Antwort darauf gefunden hat? Die pure „Dokumentation“ waren Tonaufnahmen ja von Beginn an nur allerseltenst: „field recordings“ gibt es nicht viel und auch Live-Aufnahmen gibt es in der Frühzeit des Jazz wenige, gab es zwar im Radio, aber mitschneiden konnte man das damals nicht so leicht, zudem die Frage, ob die Musiker nicht durch das Wissen um das Publikum „in der Luft“ schon beim Erzeugen des Produkts geprägt ist? Klar macht es einen unterschied, ob man – à la Prestige – Miles Davis‘ reguläre Combo ins Studio stellt, das Licht dimmt und sie spielen lässt, als wären sie (die Krux liegt genau darin oder? ohne Konjunktiv geht das ja nicht) in einem Club, oder ob man – à la Teo Macero – mehr oder minder zielgerichtet aufgenommene Fragmente zu einem ganzen verarbeitet. Die Frage ist, ob es Eicher mit seiner Ästhetik (und da müsste man ja fairerweise im Plural sprechen!) nicht gerade gelungen ist, vom vermeintlichen vérité-Approach zu einem Zugang zu finden, der die Artifizialität der Situation quasi ins Produkt integriert und aus ihr einen künstlerischen Nutzen zu ziehen sucht? Der steht eben nicht da und sagt nur „it must schwing“ oder gibt den Junkies das Kleingeld für den nächsten Schuss sondern er wird Teil des kreativen Prozesses und das Label, der ganze Katalog, wird quasi zu einem einzigen (Kunst-)Werk, facettenreich und vielfältig und doch von einem eigenen, alles überspannenden Charakter.

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