Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › ECM Records › Re: ECM Records
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Kleine Anmerkungen:
Jarretts Solosachen kann ich weit mehr abgewinnen als dem »Standard-Trio« (dieses amerikanische Quartett kenne ich nicht), trotz reichlicher Versuche. Ob das der ECM-Sound ist, der mir da alles zu sehr einebnet? Kann sein, kann sein auch nicht. Kann sein auch Peacock. Ist mir auch nicht sonderlich wichtig. Ausnehmen kann ich nur eine Sache aus der Blue Note-Session, auch da kenne ich nicht mehr. Habe heute nur Zeit gefunden, noch einmal die »Testament« einzulegen: das ist schon der Jarrett, den ich schätzen kann, v. a. das Paris-Konzert. Von den von lotterlotta genannten Alben kenne ich nur die Melody – nett, hörbar (und das ist er ja immer), aber aus dem Alter, Frauen mit Rilke-Gedichten zu verführen, bin ich heraus. (Bitte, ist man in dem Alter, nur zu.)
Die »Testament« würde ich also schon empfehlen, falls überhaupt gusto vorhanden; deshalb, weil sie, wenn auch nicht überall und nicht sehr konsequent, meine Jarrett-Favoriten aufnimmt: »La Scala« und »Vienna Concert« – ich glaube, da gings ihm gut, auch wenn er immer sagen muss, es ging ihm schlecht. Testament-Booklet nach wie vor: 6.
Ad musicam: Jarrett ist ein toller Eklektiker – Betonung auf »toll«, im alten Sinn. Ohne Eklektizismus geht’s ohnehin nicht; kommt dann darauf an, welche puristische Haltung man sich aus was für Gründen auch immer zufügen will: Bei Brahms und hie und da Skrjabin wird man besser fahren als bei Jarrett, falls man nicht den Boogie- oder Sonstwas-Slang mag. Dann ist er, Jarrett, naturgemäß besser. – Das »Stöhnen« stört mich nicht, glaube auch nicht, dass das, Andrice, unvereinbar mit seiner sonstigen Geräuschempfindlichkeit ist; war auch bei Gould nicht so – der sein »Summen« gerne unterlassen hätte, aber ohne »es« nicht spielen konnte (es gibt, nail, auch eine aufschlussreiche Studie über den musikalischen »Sinn« von Goulds Gestik).
Dies das eine. Das andere: Jarretts Egomanien interessieren mich nicht sonderlich, ich brauche die schlichten Formen der Identifikation nicht. Mag sein, dass in einem Musikforum die Sprache einfach nur »in Kauf genommen« wird. Will ich nicht teilen. Der SZ-Artikel ist dummes musikfeuilletonistisches Kraut, der BR-Artikel ebenso. Beinahe austauschbar. Vorlagen für Karikaturen.
Im Übrigen wundere ich mich über die Abwesenheit von Paul Bley – hat auch was bei ECM gemacht –, wenn schon die manuellen Differenzierungen Jarretts gelobt werden (BR). Gleich dazu gesagt: Technisch ist Bley in meinen Ohren versierter als J., aber eben und leider: er hat so oft das Visier von C. B. auf.
--