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dachte ich verlier hier noch ein Wort über Steven Isoardi’s Buch „The Dark Tree: Jazz and the Community Arts in Los Angeles“, hab grad gesehen, man bekommt es bei amazon.de ab 10 Euro und bei amazon.com ab 3$ (aufpassen, dass man das „komplette“ buch kauft, kein exemplar bei dem die cd fehlt)
Das Buch komplementiert Isoardi’s Tapscott Biografie (Songs of the Unsung), die ich nicht gelesen hab… der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte von Tapscott’s kleiner Kommune, seiner Big Band (dem Pan Afrikan People’s Arkestra) und Arbeiten für die Community (Sachen wie musikalische Früherziehung, Auftritte in Schulen…); mal abgesehen von der CD fand ich das Buch leicht enttäuschend;
zweiffellos findet man hier viele Informationen, die es anderswo nicht gibt, aber leider ist Isoardi kein ganz großer Geschichtenerzähler, so dass das Buch teilweise Tendenzen Richtung Langeweile hat; ich hätte mir auch gewünscht, es hätte mehr Biografien der beteiligten Musiker gegeben (hab neulich etwa das Geburtsdatum von Tommy Trujillo gesucht – keine Chance, weder hier noch im Internet), oder einen etwas breiteren Blick auf Musiker, die nur lose mit Tapscott assoziiert waren, aber ansonsten interessant und wichtig (John Carter, Ray Draper, Jimmy Woods, Hadley Caliman… alles interessante Leute, die nicht übermäßig gut dokumentiert sind, ein Kapitel über jeden – das wäre was gewesen);
stattdessen gibt es regelmäßige Updates über die baulichen Mängel des WG Hauses, wie sich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in der Kommune entwickelt, wie die Druckerpresse kaputt geht, in welchem Maße hochtalentierte 13 jährige gefördert wurden, die dann ab ihrem achzehnten Lebensjahr nichts mehr mit Jazz zu tun hatten… kein ganz uninteressanter Schwerpunkt, aber nicht ganz was ich erwartet hatte (die „interessanten“ Themen werden natürlich auch teilweise angesprochen, will ich gar nicht behaupten; aber mit sowas wie einem Anhang mit biografischen Dreizeilern über alle Interviewpartner würde mir das Buch schon deutlich besser gefallen, Geburtsdaten, und drei Worte darüber was sie ansonsten gemacht haben); ein Plus aus meiner Sicht sind ganz gute Hintergrundberichte zu Themen wie den Watts Riots oder Rassismus im Los Angeles Police Department…)
die große Stärke des Buchs ist die beiliegende CD; Tom Albach’s Nimbus West Label hat zwar einiges von Tapscott und seinen Weggefährten dokumentiert, aber leider erst ab 1978; insbesondere ist nur ein Line-Up von Tapscotts Big Band (das von 1978) auf offiziellen Alben dokumentiert; die CD im Buch hat immerhin 8 Minuten der 1970er Ausgabe (mit relativ großen Namen wie Arthur Blythe und Butch Morris) und 17 Minuten der 1976er Ausgabe (unter der musikalischen Leitung von Fuasi Abdu Khaliq, das beste Stück der CD); außerdem 34 Minuten eines Konzert aus Catalina’s Bar and Grill von 1995, ein Quintet mit Thurman Green (Posaune) und Michael Session (Saxophon), teilweise noch mit dem Sänger Dwight Trible;
Im übrigen:
-Mit den Aufnahmen aus Tapscott’s Archiv könnte man locker noch sehr viele CDs füllen, link, wird wohl nicht passieren (?)
-Apropos Fuasi Abdu Khaliq: der lebt mittlerweile in Berlin und ist dort regelmäßig zu hören ist, bin einmal da gewesen und fand es ziemlich gut, link.
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