Re: Horace Tapscott – The Dark Tree (Sommer/Herbst 2009)

#7215621  | PERMALINK

redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

Beiträge: 14,067

disclaimer: es ist ewig her dass ich the dark tree gehört hab, einiges von tapscott und carter hab ich aber schon präsent

free jazz ist halt ein weites feld, wenn man mit den ganz klassischen schubladen an die sache heran geht bebop, cool, hard bop, free jazz… dann hat man angefangen bei kind of blue irgendwie ein problem… wo hört hard bop auf, wo fängt free jazz an… man kann jetzt versuchen, so viel es geht in die hard bop schublade zu tun, bei kind of blue sicher noch irgendwie sinnvoll, aber irgendwo muss eben schluss sein… a love supreme von john coltrane ist so ein beispiel… sicherlich nicht besonders frei – aber von der hard bop ästhetik hör ich dort irgendwie nicht mehr viel… (klar im free jazz sind natürlich die späten alben von coltrane, ayler…) andrew hill ist auch so ein fall, macht mir in der hard bop schublade nicht viel bauchschmerzen, aber ein bißchen dann doch… oder wohin gehört charles tolliver?

was nun tapscott betrifft, dessen musik war sicherlich ungewöhnlich stark in der jazz tradition geerdet, monk, ellington, coltrane… dass er fantastische arrangements für ein sonny criss album machen konnte (sonny’s dream, sehr zu emfehlen) ist sicherlich bezeichnend;
aber ich würd ihn schon in die free jazz schublade tun, einfach weil seine musik ohne coltrane (a love supreme…) nicht denkbar ist und weil ich die musik einfach zu offen finde um in die hard bop schublade zu gehören… er hatte auch bestimmt keine angst mal den ganzen arm aufs klavier zu legen

andersgesagt: wenn man sich mal das erste ornette coleman album hernimmt, ist das wirklich signifikant freier als the dark tree? das wird jawohl free jazz sein? oder die alben von eric dolphy? will man die nicht eigentlich auch in der free jazz schublade haben?

man kann natürlich auch eine zusatzschublade aufmachen „modaler jazz“ oder so, aber so richtig weit kommt man damit, find ich, auch nicht… (tapscott hat darin zum beispiel bestimmt nichts verloren) meine meinung ist irgendwie, dass man einfach damit leben muss, dass vieles vom besten jazz der späten fünfziger und sechziger jahre weder hard bop noch free jazz ist… so wichtig sind schubladen ja dann doch nicht (um nochmal auf coltrane zurückzukommen: ich find es ja schon irgendwie nicht ganz treffend, die frühen coltrane alben (die auf prestige, blue train ist meinetwegen eine ausnahme) als hard bop zu bezeichnen, ich find, das trifft die stimmung der alben wirklich sehr schlecht… dieses suchende, „einsamer wolf mäßige“…)

zum schluss nochmal der hinweis, die nimbus west alben von tapscott (das ist der hauptteil seines werks neben the dark tree) kann man größten teils auf lastfm testen und bei nimbuswest.com kaufen, hab ich schonmal gemacht, zuverlässig und nicht teuer, der produzent bringt sie selbst zur post… hier ist eine schöne tapscott diskografie http://bjazz.blogspot.com/

--

.