Re: It’s the song, not the singer? Moral und Musik

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tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

Beiträge: 8,651

ursa minorBeispiel Cantat.

Ich würde einen Mann, der seine Freundin so verprügelt, dass sie bewusstlos wird, und es anschließend nicht mal für nötig hält, einen Arzt zu rufen, vielleicht nicht als ein Arschloch bezeichnen, aber dafür als „Menschenverächter“, als Mörder usw. Jedenfalls würde ich hinter einem solchen Verhalten eine grundsätzliche Charakterschwäche vermuten.

Aber konnte man das der Musik sozusagen „vorab“ anhören (seit es passiert ist, hat er nur 2 neue Lieder veröffentlicht, sein musikalisches Schaffen stammt also vor allem aus der Zeit vor der Tat).

Cantat hat sich immer in der Rolle des sozialen Gewissens gefallen. Noir Désir waren ausgesprochen „links“ und politisch engagiert. Cantat galt einerseits als politisch kämpferisch, andererseits im menschlichen Bereich aber als „sanftmütig“.

Macht es die ganze Sache besser, dass er einen Selbstmordversuch unternommen hat, als er gehört hat, dass seine Freundin gestorben ist?

Die Musik selbst muss man nicht zwingend beginnen zu verachten. Die Qualität der Band Noir Desir hat sich nicht geändert. Den Menschen, der eine solche Tat (unter welchen Umständen auch immer) begangen hat, könnte man durchaus verachten.

Rockstar Bertrand Cantat, der den Tod seiner Freundin, der Schauspielerin Marie Trintignant, verursachte und dafür vier Jahre im Gefängnis verbrachte, wäre möglicherweise so ein Fall. Man könnte sich allerdings auch Gedanken über den Täter machen. Opfer waren beide.

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