Re: Simon Joyner – Out Into The Snow

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hat-and-beard
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nail75Joyner ist der krasseste Leonard Cohen-Kopist den man sich vorstellen kann. Anders als bei dem häufig genialen Cohen, verfangen sich hier nur einige flüchtige Momente einer relativ gleichförmigen Liedermasse im Gedächtnis. „Out In The Snow“ leidet zudem darunter, dass Joyners Gesang oft aufdringlich kalkuliert und bemüht wirkt. Er strebt nach Großem, sucht eine gemeinsame Ebene, versucht sich auf das Niveau der großen Songwritern des 20. Jahrhunderts zu heben und scheitert. Seine Texte sind zu unnahbar und unpersönlich, um einen wirklichen Ansatzpunkt zur Beschäftigung zu bieten. Weder ist Joyner ein überzeugender Storyteller, noch vermittelt er in seinen Lyrics den Eindruck einer bemerkenswerten Persönlichkeit. Stattdessen bleibt alles unter einer undurchdringlichen Oberfläche verborgen, die die Geheimnisse nur vortäuscht, aber keine preisgibt.

Nail, wie oft hast Du die Platte denn gehört? Und kennst Du andere Joyner-Werke?
Ich unterstelle einfach mal, dass Du „Out Into The Snow“ nur wenige Male gehört hast (bitte korrigieren, falls das nicht stimmt). Dann ist die Cohen-Assoziation für mich absolut nachvollziehbar, hatte ich bei den Platten, die mich mit Joyner in Berührung brachten, auch erstmal. Bei besserem Kennenlernen wird einem allerdings irgendwann klar, dass Joyner weit mehr als ein „Cohen-Kopist“ ist (Dylan- und Van Zandt-Einflüsse sind ja auch nicht von der Hand zu weisen), sondern, dass er seine eigene Singer/Songwriter-Nische geschaffen hat. Natürlich bewegt er sich auf Terrain, das von Cohen und Van Zandt schon beackert wurde, seine Lyrics, Melodien und Sounds sind jedoch gänzlich seine eigenen. Ist halt ein Künstler, der sich einem erst nach längerem Hören erschließt. Wie Cohen übrigens auch, ich hatte nach dreimaligem Hören von „Songs Of Love And Hate“ jedenfalls noch keine Melodien mitsingbereit im Gedächtnis (wg. „einige flüchtige Momente einer relativ gleichförmigen Liedermasse“). Ich verschreibe hiermit zehn Hördurchläufe von „Out Into The Snow“ sowie den Kauf von „Skeleton Blues“.

atomIch erkenne kaum eine Nähe zu Cohen.

Das allerdings verwundert mich doch sehr.

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God told me to do it.