Re: Springsteen – Nebraska

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fletcher

Registriert seit: 29.07.2008

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Das ist meine absolute Lieblingsplatte vom Boss. Und zwar vorallem, weil ich seine akustischen Songs mehr mag, als die manchmal etwas überladen klingenden elektrischen Stücke. So kommt für mich die Grundhaltung von Springsteen viel besser zum tragen.
Dieses „Ich bin einer von den kleinen Leuten“. Und auf „Nebraska“ glaube ich ihm davon jedes Wort.
Wörter aus der tiefsten Traurigkeit, über Verbrecher und zwielichtigen Gestalten, die in einer Einöde leben. Nebraska.
Die Erhlichkeit, die ich glaube zu hören, kommt von den bographischen Zügen Springsteen, wie in „My Fathers House“ oder „Used Cars“.
Wie er die Hupe des Wagens seines Vaters hörte, oder wie er mit seiner Schwester in „Mansion on the Hill“ durch Kornfelder rannte.
So schön wie diese Erinnerungen sind, (und nichts davon hört sich nach Kitsch an) so traurig sind auf der anderen Seite die Geschichten von „Johnny 99“ oder „Highway Patrolman“. Springsteens Gitarrenspiel sollte in dem Fall auch mal erwähnt werden. Im Intro von „Johnny 99“, hört man die Gitarre erst kaum. Dann steigt er voll ein, singt über Ralph, der seinen Job verloren hat und keinen bis jetzt gefunden hat und sich deswegen betrinkt. Die Anschläge werden klarer und deutlicher, die Stimmung baut sich so perfekt auf.
Die Stimme, die zu den besten Stimmen in der Rockgeschichte gehört, zeigt hier andere Facetten, als in „Darkness on the Edge on Town“.
Gefühlvoll, traurig, aber dennoch sanft.

„Well the night was like any other, I got a call ‚bout quarter to nine
There was trouble in a roadhouse out on the Michigan line
There was a kid lyin‘ on the floor lookin‘ bad bleedin‘ hard from his head
Was a girl cryin‘ at a table and it was Frank, they said
Well I went out and I jumped in my car and I hit the lights“
I must’ve done a hundred and ten through Michigan county that night

Diese Strophe sagt eine Menge über „Nebraska“ aus. Die liebe zu den Geschwistern und das Auto, was für ein Symbol für die Freiheit und der wunsch nach Ausbruch zu verstehen ist.
Das Mundharmonikaspiel bringt für mich einen Teil der Verzweiflung raus. Aber ganz am Schluss, klingt dann doch etwas Hoffnung an. „Reason to Believe“ ist der Schluss, den das Album braucht.
Ich weiß nicht, ob man ein bißchen braucht, um dieses Album voll zu erfassen, bei mir hat es ziemlich schnell eingeschlagen, aber wenn es denn einmal gefunkt hat, lässt es einen wohl nicht mehr so schnell los.

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Well I'm going where the water tastes like wine We can jump in the water, stay drunk all the time.