Re: Country – eine reaktionäre Musik?

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otis
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Sehr schön, Sonic, besonders was du zu Rodgers sagst, dem „dummen Jodler“. Ohne ihn ist die gesamte Outlaw-Mentalität kaum denkbar.
Von Wills gibt es Stücke, die absolut schwarz klingen, bei denen man nicht auf die Idee käme, dass sie von Weißen gespielt oder gesungen sind.

Die zweite große Wurzel des modernen Country war die Carter Family. Sie stehen eher für die musikalische Seite, für die Gesangslinien, Harmonien, etc. Ohne sie z.B. keine Sons Of Pioneers, Everlys uvm. Mag man ihnen eine gewisse Gottesfürchtigkeit nicht absprechen können, so reflektiert dies doch nur den Status Quo der Zeit. „Kleinbürgerlich“ waren auch sie nicht.
Apropos „Kleinbürgerlichkeit“ (Wo war die in den Bergen eigentlich versteckt? Wo waren die „Bürger“?) „Hinterwäldler“ meinetwegen, aber doch nicht Kleinbürger! ;-)

Und: Die Fiddle galt im Bible Belt manchen Fundamentalisten als Teufelsinstrument (wie ja auch in der Klassik: Paganini der Teufelsgeiger), schaffte sie es doch, den Leuten derart aufzuspielen, dass alle Gottesfürchtigkeit von ihnen abfiel und sie in Tanz und Begeisterung sich ganz der Wildheit der Musik hingeben konnten. Das knackig und rasant gespielte Banjo tat seinen Anteil dann dazu.

Was die singenden Cowboys anbelangt, so darf man auch sie in einer Reihe sehen, die dem Outlaw, dem Lonesome Rider huldigt, der sich stets auf der Suche befand, nach sich selbst, Gerechtigkeit, Sinnhaftigkeit, was auch immer. Die Poesie, die in einem „Cowboysong“ wie Ghostriders in The Sky steckt, mag man als europäischer Kleinbürger belächeln, ich finde sie ausgesprochen stimmig und auf ihre Weise „richtig“!

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