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Fragen: Was alles ist heute Country Music? Was gehörte früher dazu? Was nicht? Ab wann ist Country Music Country Music? War sie es schon bevor man sie so nannte? Waren es nicht auch unterschiedliche Richtungen? Was ist an Country Music nach dem Zweiten Weltkrieg anders geworden? Was nach der Nashville-isierung? Ist Country eine Unterabteilung der großen amerikanischen Folk-Geschichte?
MistadobalinaTolo, das Problem ist einfach nur, dass du feststehende Begriffe und ihre Bedeutungen nicht anerkennst, sondern sie nach deinem Gutdünken benutzt. Das macht halt die Kommunikation etwas schwierig.
Ja, da ist tatsächlich ein Problem. Ich bin keine Country Music Expertin, aber solange die Wissenden sich nicht äußern, bleibe ich vorerst lieber bei meiner eigenen Hilfskonstruktion. Sobald mir die Zusammenhänge vernünftig erklärt werden, kann ich auch andere Begriffe anerkennen. Was ich bisher lese ist allerdings nur: falsch, falsch, falsch, dumm, unwissend, falsch.
MistadobalinaSo ist eben C & W eine erst in den in den vierziger Jahren durch die Western Movies aufgekommene Bezeichnung für sozusagen nachempfundene Country Music, die mit der authentischen Country Music aus den Appalachen nichts mehr zu tun hatte, genausowenig wie die „singenden Cowboys“ selbst.
Der Begriff Country & Western ist irreführend, da er suggeriert, dass es sich um ein einheitliches Genre handelt. Er geht auf eine Chart-Bezeichnung des Billboard-Magazins zurück. Darunter fiel dann alles was vorher Mountain Music, Old-Music, Hillbilly, Bluegrass oder Western Swing hieß (und zudem verschiedene Stilrichtungen waren).
Herr RossiDass die Bedeutung von Johnny Cash und Hank Williams Genre-Grenzen überschreitet, ist völlig klar, deswegen bleiben sie aber doch wichtige Vertreter eines bestimmten Genres. Die großen Blues- und Soul-Sänger sind auch über Genre-Grenzen hinweg wahrgenommen worden, aber sie bleiben Blues- und Soul-Sänger.
Ich verstehe was Du meinst. Es ist natürlich eine persönliche Einschätzung, aber was Johnny Cash in seinem letzten Lebensjahrzehnt (nicht als Genre-übergreifender Einfluss, sondern) als eigenständiger Künstler veröffentlicht hat, hat für mich nichts mehr mit einem Country-Sänger zu tun. Es geht weit darüber hinaus und das liegt nicht nur daran, dass das gar keine Country-Songs sind.
Herr RossiUnter „Kleinbürgern“ verstehe ich etwas anderes als Farmer. Und ich verstehe den Vorwurf nicht, dass die „Idylle“ (Welche eigentlich? Große Depression? Zweiter Weltkrieg?) der ländlichen Bevölkerung kritisierenswerter sein soll als die der städtischen. Weil es in der Stadt vielleicht ein paar liberale Zeitgenossen mehr gab? Die soziale und wirtschaftliche Situation der Schwarzen war in den Städten sicher nicht besser als auf dem Land, nur anders.
Den Begriff ‘Kleinbürger‘ in diesem Zusammenhang habe ich von Steinbeck, Wilder und Updike übernommen, der sich sowohl auf die Bewohner kleiner Siedlungen, von Kleinstädten und Dörfern (also auch auf Farmer) bezieht.
Mit ‘Idylle’ war selbstverständlich keine echte Idylle gemeint. Die gab es vermutlich nie, höchstens auf großer Leinwand. Bei der sozialen und wirtschaftlichen Situation der Schwarzen gab es ein Nord/Süd-Gefälle. Segregation war im Norden kein Thema, im Süden hat sich auch das nach der offiziellen Beendigung 1954 nur sehr zögernd durchgesetzt. In großen Städten ging dies schneller als in Kleinstädten und auf dem Land.
Black Stone TrampGut gut, aber was genau ist dann deine Intention bei der Fragestellung „Country – eine reaktioäre Musik“?
Die Fragestellung ist wie gesagt gar nicht von mir. Man hat mir hier anlässlich des Weltfrauentags einen Thread ‘geschenkt’, dem ich nicht wirklich gewachsen bin. Wie gesagt: Keine Country Expertin und an der Musik finde ich selbst nichts reaktionäres.
Black Stone TrampDas mag in mancherlei Hinsicht zutreffend sein. Allerdings handelt es sich dabei wohl eher um eine Art von gesellschaftlichem Problem und nicht um ein Problem der Country-Musik selbst.
Mensch! Das ist genau was ich die ganze Zeit auszudrücken versuche. Nicht die Musik ist reaktionär, sondern eine bestimmte Bevölkerungsgruppe in der Frühphase des C&W.
Black Stone TrampSo wie ich es sehe, geht es bei deinem Anliegen ja nicht primär darum, aufzudröseln, wo Country-Music bzw. die diversen Spielarten derselben ihre Wurzeln haben, was man genau unter „C&W“ versteht und was nicht etc. etc. Das dürfte wohl nicht der berühmte springende Punkt sein, falls doch, korrigiere mich bitte, damit ich die Sache irgendwie in meine Gedanken einbinden kann.
Korrekt. Die Wurzeln sind bekannt. Die Begriffe ein Bermuda-Dreieck.
Black Stone TrampWie ich schon in Post #49 fragte: welche Querverbindungen ziehst Du von der „Kleinbürgeridylle“, die Du wohl nicht sehr schätzt, zur Country-Music (welche Spielart auch immer)? Ich könnte mir vorstellen, daß es hier vielleicht auch eine Art von Querverbindung gibt, die in etwa parallel läuft zur „volkstümlichen“ Musik in Good Old Germany…liege ich hier falsch?
Nein, auch das ist korrekt. Die volkstümelnde frühe Form von C&W hängt für mich mit der bigotten und sozial wie ethisch bedenklichen Einstellung einiger weißer Südstaatler zusammen.
Ich werde endlich verstanden. Ein verlorener Tag endet mit einer Überraschung.
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