Re: Country – eine reaktionäre Musik?

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herr-rossi
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tolomoquinkolomEs handelt sich um ein Missverständnis. Wir interpretieren C&W auf unterschiedliche Weise. Ich erkenne, dass dies an mir liegt. Für mich besteht C&W nur aus Hillbilly, singenden Cowboys, Western Swing und Bluegrass. Mit anderen Worten: Johnny Cash, Waylon Jennings oder Hank Williams sehe ich nicht als C&W, Bill Monroe, Roy Rogers oder Tex Ritter dagegen schon. Mir ist klar geworden, dass man das auch anders sehen kann.

Das steht aber nicht in Deinem Belieben. Wenn ich sagen würde, Sam Cooke und Ray Charles hätten keinen Soul gespielt, würde mich auch jeder mit Recht für ahnungslos halte. Was bitte schön könnte mehr Country sein als Hank Williams oder Johnny Cash? Du klammerst zwei der wichtigsten Vertreter des Genres einfach aus, weil sie nicht Deinen Vorurteilen über das Genre entsprechen.

Auf die Grobheit der provozierenden Bemerkung habe ich selbst hingewiesen, sehe aber ein, dass ich da wohl zu sehr verkürzte. Ich habe allerdings nichts von stumpfem Sound geschrieben. Die polemische Überspitzung ‘Ausbeuter und Anschaffer’ bezog sich auf das soziale Verhältnis zwischen Weißen (Farmbesitzern) und Schwarzen (Baumwollpflückern) in den Südstaaten der USA (und das vor 1954)

Du verwechselst Plantagenbesitzer mit Farmern.

Die KKK-Epigonen hörten jedenfalls sehr gerne C&W.

Was Du so alles weißt.

Der antiamerikanische Stammtisch-Vergleich hat mir nicht gefallen.

Er trifft aber den Kern der Sache. In Deinem Zerrbild der populären Musik des Westens spiegeln sich sämtliche Vorurteile, die Europäer über reaktionäre Rednecks mit sich herumtragen. Die Trennung zwischen „gutem“ Folk und „bösem“ Country (mit Vorläufern wie Bluegrass usw.) ist reine Ideologie. Country und seine Vorläufer basieren auf den Volksmusiktraditionen der europäischen Siedler, haben aber auch Einflüsse von Gospel und Blues verarbeitet. Als Genrebezeichnung wird der Begriff ja überhaupt erst in den 40er/50er Jahren üblich, musikalisch definiert wurde das Genre durch damalige Künstler wie Hank Williams.
Auch Deine Unterscheidung von „Tanz- und Unterhaltungsmusik“ zu anderer ist mehr als fragwürdig.

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