Re: In Doom We Trust – Prince Kajuku

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genosse-schulz

Registriert seit: 06.01.2009

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Der nächste, der zu Kajukus Kreuze kriecht und um Vergebung bettelt, bin ich. Aber erstmal zum eigentlichem Thema:

Gleich zu Beginn der Kompi lässt der Prince mit Orphanages „Requiem“ die Kirchenglocken läuten, damit mir klar wird: „Lass alle Hoffnung fahren, hier gibt es über 77 Minuten lang den Soundtrack zu deiner Beerdigung“. Orphanage ziehen dafür alle nötigen Register: die erwähnten Glocken, eine Kirchenorgel, gregorianische Gesänge, tief gestimmte Gitarren über schleppendem Beat und einen gurgelnd-grunzenden Sänger, damit auch wirklich absolut keine Freude aufkommt.

Scepticisms Song „The Organium“ haut mit seinem Gitarren-/Orgel-Sound in die gleiche Kerbe. Beide Titel klingen mir persönlich dann aber doch zu sehr nach albern-pathetischem Mittelalter-Metal-Mummenschanz denn nach richtig düsterer Verzweiflung. Wirkt auf mich unfreiwillig komisch, das Ganze.

Candlemass ihr „Demon´s Gate“ gefällt mir da, trotz Double-Bass, schon deutlich besser. Sägender Gitarrenklang mit klasse, sich langsam ins Hirn ein fräsenden Riffs, zwar zäh wie Zoff, aber dabei sehr kraftvoll. Erster Höhepunkt!

Winters Song „Power And Might“ kann ich nun wiederum gar nichts abgewinnen. Zu lang, zu ereignislos; langweilig.

Zweites Highlight! St.Vitus „I Bleed Black”. Muss man hierzu noch groß was schreiben? Vielleicht nur soviel: ich war letztens beim Wino-Konzert und dieser Song war Teil der dritten (!), hochumjubelten Zugabe.

Count Raven „Destruction Of The Void“. Hahaha, Fodde klingt wirklich wie Ozzy. Guter Kopfnicker-Song. Und mittendrin wird sogar das Tempo mal etwas angezogen, das grenzt ja schon fast an Blasphemie am heiligen Doom-Gott, der da heißt Play Slow. Doch, doch, gefällt mir.

Cathedral höre ich selber verdammt gerne. Aber erst ihre späterer „Disco-Doom“ begeistert mich so richtig. „A Funeral Request“ (von ihrer ersten Platte, oder?) ist daher noch nicht ganz so mein Fall. Da fehlt noch das gewisse Extra.

Celtic Frost „A Dying God Coming Into Human Flesh“, ein sich langsam und ruhig aufbauender Song, der in der totalen Ausweglosigkeit endet. Die denkbar schwerste Depression, in Töne verkleidet. Und kein Funken Hoffnung nirgendswo… Uff.

So, letzter Song. Earth mit Metal-Gitarren und Synthie? Ach nein, Comatose Vigils „Cataract“. Da zitiere ich mich doch mal selber:

genosse schulz…die Russen von Comatose Vigil nageln am Ende in aller Ruhe den Sargdeckel zu und legen zur Sicherheit noch Bleiplatten drauf! Ich brauch`jetzt `nen Whisky!

Zum Gesamteindruck: Verpackung, Cover, Auswahl der Songs- alles ist auf das Thema Doom hin perfekt abgestimmt. Kompliment, Prince, du hast dich da richtig reingekniet und mich damit ordentlich beeindruckt. Und nochmal die Bitte um Entschuldigung, dass ich hier so lahmarschig unterwegs war. Deshalb und um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen werde ich die nächsten Tage postalisch was an Dich rausschicken. Lass Dich überraschen…

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I hunt alone