Re: In Doom We Trust – Prince Kajuku

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skraggy

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Hey Bernd, lange hat’s gedauert nun ist so weit: meine Eindrücke zu deinem TZ-Beitrag sind da.

Orphanage – Requiem
Mit seinen sakralen Chören, den Glocken und den Orgelklängen ist der Song ein schön bedrohlicher Einstieg. Kein Zweifel: so klingen die Hells Bells wirklich. Die Grunzerei/Kreischerei hätte es hier meines Erachtens gar nicht gebraucht, ist die vermittelte Stimmung auch so bedrückend genug. Abwerten tut es den Song aber nicht.

Scepticism – The Organium
Hm, eigentlich hat der Song den Charakter eines überlangen Intros. Von daher hätte ich ihn vielleicht eher als Opener gewählt. Ist halt eher atmosphärisch stimmig, als kompositorisch wirklich interessant.

Candlemass – Demon’s Gate
Hier stimmt alles. Exzellente, leicht orientalisch anmutende Gitarrenarbeit, interessantes Arrangement, klasse Gesang und trotz des verlangsamten Tempos ordentlich Dampf unter der Haube. Sehr sehr gut. Candlemass sind halt ´ne sichere Bank und stellen den mit Absant besten Song deiner Zusammenstellung.

Winter – Power And Might
In meinen Ohren ein vergleichsweise schwacher Song. Klar, thematisch passt der hier gut rein, aber mir wird hier nichts geboten, was eine Spielzeit von 10 Minuten auch nur ansatzweise rechtfertigen würde. Vor allem, wenn man bedenkt, dass knapp 6 Minuten lediglich eine instrumentale Klangcollage bilden, die weder ein einprägsames Thema bieten noch sonst in irgendeiner Form für den sich anschließenden – recht stupiden Song – von Belang wären.

St. Vitus – I Bleed Black
Ah, die allmächtigen St. Vitus. Hier schon mit Wino am Mikro, stimmt’s? Die Nummer fräst sich zäh wie Lava aber unaufhaltsam in die Ohren. Das Solo ist leider ziemlich grottig. Hier hätte mir ein hypnotisch-langsames und durchaus melodischeres besser gefallen, als das vergleichsweise sinnfreie Gegniedel. Trotzdem ein guter Song, bei dessen Bodenständigkeit klar wird, woher diverse Stoner-Bands ihre Inspiration haben.

Count Raven – Destruction of the Void
Oha, ein reinrassiger Ozzy-Klon. Heldenverehrung ist prinzipiell nichts Schlimmes, wenn die eigene Identität aber auf der Strecke bleibt, wird es bitter. Leider ist dies hier beim Sänger der Fall. Klingt wirklich täuschend nach dem Prince of Darkness. Der Song selbst geht absolut in Ordnung, lässt jedoch das gewisse Etwas vermissen. Dafür geht der straighte Mittelpart mit seinem Poser-Solo aber richtig gut rein.

Cathedral – A Funeral Request
Ja, da hört man doch die tiefsten Tiefen der Hölle nachhallen. Zwar ein klischeebeladener Song von vorne bis hinten, aber das eigentliche „Böse-Riffs-aus-dem-Lehrbuch-für-Anfänger-Hauptthema“ ist trotzdem schön finster, böse und letztendlich auch wirkungsvoll. Bevor sich Langeweile einstellen kann, reißt einen der Schlusspart noch mal aus der finsteren Lethargie heraus. Gut.

Celtic Frost – A Dying God…
Hm, der Song will bei mir nicht so recht zünden. Trotz deftigerem Mittelteil hat er für mich – warum auch immer – Intro-Charakter. Gegen Ende kippt die Nummer ja noch mal und gewinnt deutlich an Drive. Davon hätte ich mir anteilig mehr gewünscht.

Comatose Virgil – Cataract
Der Song ist natürlich der absolute Abschuss. Ich darf dich beglückwünschen. Dank dir kenne ich nun den langsamsten Song, der mir bisher untergekommen ist. Gott, wie spielt man so was live. Da noch ansatzweise so was wie „Groove“ hinzubekommen dürfte kaum möglich sein. Ok, zum Songs selbst: Kompositorisch passiert da ja wirklich nicht viel, aber das Wenige reicht aus, um mich die vollen 20 Minuten bei der Stange zu halten. Auch wenn die Nummer eigentlich nur von den Keyboards lebt, die ein kaltes Unbehagen verbreiten und den Song im positiven Sinne unangenehm machen. Sicher nichts, was ich regelmäßig hören würde, aber für die morbiden Momente im Leben ganz sicher der passende Soundtrack.

Bernd, inzwischen habe ich ja schon den ein oder anderen TZ mitgemacht, aber bisher ist mir noch kein Beitrag untergekommen, der das zugrunde liegende Thema derart konsequent umsetzt. Das fängt bei der tollen Aufmachung an, die fast schon ihres Gleichen sucht und hört bei der äußerst gelungenen musikalischen Zusammenstellung auf. Auch wenn vielleicht nicht jeder Song tatsächlich dem Doom-Genre zuzuordnen ist – das mögen manch andere Schubladen-Spezis beurteilen – klingt deine Auswahl wie aus einem Guss. Ok, nicht jeder Song hat mich umgehauen, aber im Kontext der Scheibe machen auch die in meinen Ohren kompositorisch schwächeren Nummern („The Organium“, „Power And Might“, „A Dying God…“) Sinn und reißen deinen Beitrag nicht nach unten. Danke also für den schlüssigsten und stimmigsten TZ-Beitrag, der mir bisher untergekommen ist.

Nun gut, noch einige persönliche Worte zum Schluss. Ich muss mich an dieser Stelle bei dir dafür entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, bis ich aus den Puschen gekommen bin. Großartig Gründe für das Warum anzuführen gehört hier nicht hin und ist letztlich auch überflüssig, weil persönliche Dramen meinerseits nicht auftraten. Ich kann den von dir an zwei, drei Stellen zu Recht kund getanen Unmut gut verstehen und ziehe für mich – aufgrund meines eigenen in letzter Konsequenz saloppen Umgangs mit deinem Beitrag – ebenfalls die Konsequenz, an TZ bis auf Weiteres nicht mehr teilzunehmen. Es bringt einfach nichts, wenn jemand einen so gelungenen und liebevoll aufgemachten Beitrag raus schickt und dann mehrere Monate auf ein Feedback warten muss. Ich hoffe, du nimmst mir die Angelegenheit nicht all zu krumm.

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