Re: Nicholas Ray

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nick-longhetti

Registriert seit: 08.07.2011

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Die von dir genannten Regisseure zählen auch allesamt zu meinen ewigen Lieblingen und gerade bei diesen (und für mich definitiv auch Ray, Hawks, Franco…) finde ich die Rivette- und Schillerzitate sehr passend.
Alle haben einen ganz individuellen, unverkennbaren Stil, eine Handschrift (ihr Ausdruck), die man immer erkennt und bei allen gehört für mich dazu die Fähigkeit dem Zuschauer Dinge zu vermitteln, ohne sie wirklich (ganz im didaktischen Sinne) auszuformulieren. Durch die Mise en Scène und nicht durch platten und funktionalen Dialog (und gerade der ist ja bei Ray unheimlich mehrdeutig, spitz und nie ausschweifend). Douglas Sirks Schatten- und Lichtsetzung bspw. sagt allein immer schon mehr über die handelnden Personen aus, als es die meisten Regisseure mit einem perfekten Dialogbuch könnten.
Klassischen Inhalt, themenbezogene Arbeit, gibt es hier eigentlich nicht, die Substanz liegt in der Form versteckt und das völlig unaufdringlich; gerade Howard Hawks gehört, meiner Erfahrung nach, auch zu den Lieblingen von Menschen, die überhaupt kein gesteigertes Interesse an Film haben, seine Filme funktionieren perfekt, ohne dass man überhaupt Zwischentöne und Ambivalenzen wahrnehmen kann/will/muss. Sie definieren sich nicht über „bedeutende“ Themen.
Und bei den von dir ins Rennen geworfenen Gialli findet sich in meinen Augen auch viel mehr als bloße Oberflächenreize, Mario Bava, Lucio Fulci oder Massimo Dallamano sind immer noch geradezu grotesk untschätzt; „Cosa avete fatto a Solange?“ ist so ein Film, bei dem sich Untiefen auftun, jedoch nicht an der Oberfläche.
Die Plattheiten, die du in „The Savage Innocents“ ausmachst, existieren ja bloß an der Oberfläche, um dann Platz zu machen für „geschmuggelte“ und deutlich interessantere Gedanken.

Leider habe ich nach diesem Absatz immer noch den Eindruck, meine Gedanken nur unzureichend wiedergegeben zu haben; aber ich glaube, wir sehen das Ganze ohnehin nicht so verschieden.

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