Re: Nicholas Ray

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nick-longhetti

Registriert seit: 08.07.2011

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Danke, latho!

Napoleon DynamiteIch bin da ganz bei Schillers „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“: Inhalt ist Oberfläche, Form ist Tiefe.

Astreine Beiträge zu Ray, Bro!

Thanks! Das Schiller-Zitat ist toll. Eben ist mir aber eingefallen, dass auch Rivette schönes zu meinem Dilemma geschrieben hat und ich musste es prompt aus einem Buch abtippen.

Jacques RivetteIch finde es verrückt, wenn gesagt wird, bei einem Film gäbe es einerseits den Inhalt und andererseits den Stil. Das überschreitet meine Vorstellungskraft. Uns ist oft vorgeworfen worden, die Cahiers würden die mise en scène in reiner Form verteidigen. Das stimmt nicht. Wir haben im Gegenteil versucht, zu sagen, daß der Film etwas ganzes ist. Es gibt nicht den Inhalt auf der einen Seite und den Stil auf der anderen.
Es gibt einen „Ausdruck“, und, wenn der Film gelungen ist, ist dieser Ausdruck ein Ganzes.

tiscDarauf wollte ich so ein bißchen hinaus, dass ich bei Ray diesen Umgang mit Geschlechterrollen, Stereotypen und spezifischen Sujets zwar interessant finde (großartig der Familienvater und „Ernährer“ in „Bigger than Life“), aber am Beispiel von JG mit das Geschichtliche, Gesellschaftliche, Konkrete doch etwas fehlt, sodass er eher an der Oberfläche verharrt und einer rein filmimmanenten Logik (ist das verständlich, was ich damit meine?) folgt. In „Bigger than Life“ ist diese Auslotung sozusagen gar nicht von der Kleinstadt zu trennen. Im Grunde ist mir der Film zu hermetisch und für einen Western zu abstrakt in seinem Setting, zu sehr auf die „human condition“ aus.

Ich glaube, dass ist das, was ich gerade an „Johnny Guitar“ schätze. Diese Losgelöstheit von der Gegenwart und dem Westerngenre (das ich liebe!), dieses Abstrakte gibt ihm viel von seiner zeitlosen Schönheit. „Knock on Any Door“, der dem nähersteht, was ich aus deinem Beitrag herauslese, wirkt durch seine Anbindung an damalige (und heutige) Probleme etwas naiv und belehrend auf mich.
Abgesehen davon funktioniert der Film auch ganz ohne Berücksichtigung irgendwelcher Subtexte: Diese Farben, diese geschliffenen und knappen Dialoge, diese Dramatik (die „Lie to me!“-Szene kriegt mich jedes Mal; wenn ich nur daran denke wie Joan Crawford das Glas an die Wand schmettert)! Das ist das, was ich meine, wenn ich schreibe, dass man alles aufnehmen kann, aber nicht muss; der Film funktioniert erst einmal als Film, alles andere kommt danach.
Was du zu „Bigger Than Life“ schreibst kann ich nachvollziehen, wenngleich bei mir auch hier anderes im Vordergrund steht.

lathoJa, aber vielleicht solltest du genau diese Oberfläche betrachten: Napoleon Schiller hat es oben ja schon geschrieben – die Oberfläche ist bei Ray wichtig (aber mich bitte nicht drauf festnageln, ich habe viel zu wenig von Ray gesehen). Savage Innconets ist einer der schönsten Filme die ich kenne – die Handlung/Charaktere/plot/etc ist da fast schon egal, nie wieder ist Eis so gefilmt worden.

That’s it!

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We are all failures, at least the best of us are.