Re: 12.10.2008

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otis
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Wolfgang Doebeling
@ otis
Sollte sich Dein „Posing“- und „L’art pour l’art“-Verdacht auf Yorkston beziehen (?), liegst Du weit daneben. Der Kerl ist im Kern Folkie, äußerst bodenständig und geht in seiner Musik auf. Man muß von diesen Platten nicht „tief berührt“ sein, man muß sie nicht einmal mögen, dem Künstler aber einen Mangel an Lauterkeit zu unterstellen, ist ungerecht. Hol‘ Dir diese Doppel-10″, hör‘ sie im Zusammenhang und laut: es würde mich wundern, wenn es da nicht irgendwann zu einem schönen Aha-Effekt käme.

Nun, Yorkston „geht in seiner Musik auf“, wie du schreibst. Das hört man, er zieht sich in sie zurück. Die Musik tendiert bei ihm zu einer Art „Selbst“-zweck. Sie bekommt etwas Selbstbezogenes, manchmal gar etwas Selbstgefälliges oder -verliebtes, wie mir scheint, das ich im Einzelnen innerhalb eines Tracks sehr gut verorten könnte, als Verallgemeinerung aber schwierig zu erklären ist, was ich meine. Hier sind es die Flötentöne, dort der Rhythmus, dann der Gesang (z.B. in Temptation) etc.
Das ist alles schön, das ist intelligent, aber seine Musik kommuniziert nicht mit mir. Ich finde/fand keinen Draht zu ihr.
In der Eile habe ich gestern Abend mit „Posing“ und „l’art pour l’art“ vielleicht die falschen Begriffe gewählt, obwohl es sehr wohl eine Form des stillen Posing gibt, die meinte ich.
Ich führe mir aber gern die Doppel-10″ zu Gemüte, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass sie nicht meine Musik enthält.

Edit: Ich könnte es noch anders sagen: Yorkstons Musik giert nach Anerkennung, danach, gemocht und geliebt zu werden (ähnlich jeder guten Popmusik), ihr fehlt aber gleichzeitig die spielerische Distanz dazu (anders als bei guter Popmusik). Ich weiß nicht, ob es damit klarer wird. Ich sage nicht, dass das schlimm wäre, sondern nur, dass ich genau diesen Aspekt in ihr höre und an ihr nicht mag.

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