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Ich habe kürzlich eine Kiste mit Krimis geschenkt bekommen und begonnen, mich da durch zu arbeiten. Dabei habe ich als erstes Die Quellen der Seelen von Richard Doetsch gelesen und möchte nun ganz ausdrücklich jeden Bücherfreund davor warnen, dieses oder ein anderes Doetsch-Buch zu kaufen.
Der Roman (zweiter Teil einer Reihe) gehört mit zum schlechtesten, was ich je gelesen habe. Die Gründe dafür sind zahllos. So strotzt das Buch nur so von Redundanzen, teils werden ganze Passagen nahezu wortgleich wiederholt. Scheinbar traut Doetsch dem Leser nicht zu, sich einfachste Dinge über mehr als zwei Seiten zu merken. Die Geringschätzung des Lesers merkt man auch daran, daß in so gut wie jedem Satz, der ein Personalpronomen enthält, dieses durch in Kommata nachgesetzten Namen aufgelöst wird (in dieser Art etwa: Michael hatte seinen Vater ja noch nie gesehen, und er, Michael, war darüber traurig.). Das ist auf Dauer nervtötend zum Quadrat. So wie, sprachlich gesehen, das ganze Buch. Oder findet es noch jemand außer Doetsch selbst in Ordnung, in einem Buch von 2011 Sätze in direkter Rede zu schreiben, in denen eine Figur die nächste auffordert, eine Schachtel „in die tiefsten Tiefen des Meeres“ zu werfen? Doetsch aber gefällt die Phrase so gut, daß sie mindestens dreimal im Buch Verwendung findet.
Auch inhaltlich ist das Buch Rotz. Doetsch hat scheinbar zwischendurch den Faden verloren und weiß irgendwann selber nicht mehr, ob Geheimtüren jetzt offen oder geschlossen sind. Seine Actionszenen scheinen den schlimmsten Filmen der Achtziger entsprungen, unglaubwürdiger geht es kaum. Besonders schwer fällt dabei ins Gewicht, daß die Auflösung solcher und anderer Szenen fast immer eines Deus ex Machina bedarf. Diese sind aber höchst unelegant eingesetzt. Normalerweise enthält der Autor dem Leser einfach Informationen vor, um später eine Situation retten zu können. Das wäre vielleicht noch vertretbar, käme es einmal vor und wäre sauber ausgeführt. Aber ständig? Wirklich grauenvoll ist dann das Ende. Hier wird aus einer Kriminalgeschichte dann noch ein Mystery-Thriller. Als großer King-Fan sollte mich sowas eigentlich nicht stören, könnte man meinen, aber was Doetsch einem hier vorsetzt, wirkt aufgesetzt und in hohem Maße dämlich.
Fazit: wenn ich hier mehr als einen Stern geben sollte, müßte ich schon den Heizwert des Buches mit in die Wertung nehmen. Finger weg!!
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame