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Catch-22wenn ich es richtig erinnere, dann kennst du die späteren Alben ab den 90s garnicht, oder doch?
Zugegeben nur oberflächlich. Hat mich beim Querhören aber auch nicht gereizt.
Ich beziehe mich aber mit obiger Äußerung aber auf Bowies Alben der 80er. Bowie selbst hat sich meines Wissens ähnlich geäußert.
Doc F.David Bowies kreativer Output von „The Man who sold the World“ bis „Scary Monsters“ war meines Erachtens einzigartig. Es ist nicht verwunderlich, dass seine Schaffenskraft dann nachgelassen hat – das gleiche gilt doch auch für Springsteen, Dylan oder die Stones. Die haben alle in der zweiten Hälfte ihrer Karriere nachgelassen. Dennoch möchte ich Alben wie „A Bigger Bang“, „Magic“ oder „Love and Theft“ genauso wenig missen wie „Outside“ oder „Heathen“.
Bowie hat in den letzten 35 Jahren genug Alben veröffentlicht, die ich gerne anhöre.
So ist es wohl. Bei Springsteen und den Stones ist der Leistungsabfall wohl nicht ganz so stark gewesen. Aber Bob Dylan ist ab den 80ern durch tiefe Täler gegangen. Ich habe vage in Erinnerung, dass er sogar irgendwann unter einer Schreibblockade litt und ans Aufhören dachte. Sein comeback – wenn man das so sagen kann – begann dann mit Time Out Of Mind 1997. Bis dahin hat er aber auch jahrelang Alben veröffentlicht, die man gerne und im besten Falle mit „sein bestes seit wahlweise Desire oder Street Legal“ bezeichnet hat. Oder zwischen 90 und 97 kein einziges Album mit neuen Eigenkompositionen. Da war er in seinen 50ern. Ich frage mich, wie man sich als Künstler fühlt, wenn man merkt, dass man nichts mehr zu sagen hat.
Sicher gibt es bei Dylan zwischen 80 und 97 auch das eine oder andere passable Album, aber essentiell war er in den 60ern und 70ern, mit leichten Abstrichen wieder seit 97. Bei Bowie ist es mit etwas anderen Zeitkoordinaten ähnlich.
Man muss auch einfach mal in Betracht ziehen, dass Künstler wie Dylan, die Stones oder Bowie in bestimmten Zeiten prägend für den jeweiligen Zeitgeist waren oder ihn verkörperten oder dieser Zeitgeist sozusagen in sie gefahren war. Das war dann ihre Zeit. Alles andere: Weitermachen auf unterschiedlich hohem Niveau, Nachbereitung, Verwalten, hier und da noch mal ein Geistesblitz oder sogar Aufhören – je nachdem. Anderes kann man auch nicht erwarten. Ausnahmen gibt es natürlich.
Gestern abend war ich im Konzert bei Tortoise. Meine Helden der 90er und 00er. War gut, wenn auch nicht berauschend, aber dass diese inzwischen auch schon etwas beleibteren Herren heute noch Bäume ausreißen, erwarte ich ja auch nicht. Auch das neue Album ist nicht begeisternd, aber okay.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)