Re: David Bowie

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friedrich

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HellCreeperMomente mögen die Alben haben. Künstlerisch ist der Mehrwert verdammt gering und letztlich sind die Alben in der Gesamtschau seiner Werke ziemlich belanglos. Über Let’s Dance sagte Bowie einst, dass es der Tiefpunkt seines küntlerischen Schaffens war. Dabei muss ich auch sagen, dass ich Tonight und Never Let Me Down als viel schwächer einstufe.

Gleichzeitig sprichst du den zutreffenden Punkt an, dass auch eine Subjektivität des Fans bei der Bewertung eines Schaffens mitschwingt, mit der die Bedeutung zu- oder abnimmt. Mich störte oben allerdings, dass man 36 Jahre einfach so nullifiziert.

Ich habe Bowie nach 80 als ernüchternd bezeichnet, nicht als wertlos (wie ich das Wort nullifiziert interpretieren würde) und das Wort ernüchternd als Gegensatz zum Wort berauschend in Bezug auf den 70er Bowie gebraucht. Ich würde das auch grob pauschalisierend so stehen lassen. Ausnahmen gibt es immer und sicher gibt es auch passable Platten nach 80 (Outside, Earthling, Heathen scheinen die üblichen Verdächtigen zu sein, Bowie scheint sich nach langer Durststrecke Mitte der 90er wieder einigermaßen gefangen zu haben) und wenn ich den Kritiken glauben darf, sind vor allem Next Day und Blackstar noch mal späte Höhepunkte.

Mir ging es um die Relation zu den großen Bowie-Alben, den klassischen Meisterwerken aus den 70ern.

Über den 80er Bowie können wir uns hier endlos streiten. Dass es auch da die eine oder andere gelungene Single gibt, die prima ins Formatradio passt – okay! Die Klasse und Schärfe, das Ikonenhafte seiner Singles aus den 60/70ern von Space Oddity über Changes, Starman, Jean Genie, Rebel Rebel, Fame, Sound & Vision, Heroes bis zu Ashes etc. ff. erreichen sie aber nie und nimmer! Let’s Dance ist vielleicht noch nah dran. Aber danach wird’s verdammt dünn.

Ich habe das Tonight-Album zwar bloß in der Tube mal quergehört: Für meine Ohren konturloser, professionell produzierter Mainstream-Pop – insbesondere, wenn man die Coverversionen vor dem Hintergrund der Originale hört. In anderen Ohren mag das anders klingen.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)