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Catch-22unter solch einem Konsum leidet früher oder später auch die Kreativität , dazu Raubbau am Körper, extreme Belastung für die Psyche. Ich denke, der Mann mußte sich entscheiden. Da er auch nach Scary Monsters kreativ war, sehe ich künstlerisch keinen Zusammenbruch.
1981 wurde Straight edge publik, damit lag er eigentlich wieder im Trend, aber das ist nun arg konstruiert.;-)
Sonic JuiceIn Berlin haben Bowie und Iggy die Bembel wohl auch noch ganz ordentlich kreisen lassen.
Man sollte bei der qualitativen Einordnung von Bowies Ouevre aber auch einkalkulieren, dass er zu „Let’s Dance“-Zeiten immerhin schon 36 Jahre alt war – ein Alter, in dem die meisten Popstars ihr kreatives Momentum schon lange verloren haben, ob mit oder ohne Drogen. Dass ihm da bis Mitte der 80er noch eine Handvoll großartiger, zeitgemäßer (wenn nicht sogar Mainstream-prägender) Singles gelungen sind, ist schon irre genug.
Gut, er hat auch nach 80 noch Passables mit einigen (wenigen) Höhepunkten gemacht, aber Bowies berauschende Selbstinzenierungen in wechselnden Identitäten, die gab es nach 80 nicht mehr. Und das ist es eben, was für mich das Typische an Bowie ausmacht. Die 80er Platten von Bowie hätte auch Phil Collins machen können. China Girl oder Tonight in den 80er Bowie-Versionen sind nur ein schaler Aufguss der Originale. Zugegeben formatradio-kompatibel und daher erfolgreiche Pop Hits. Aber okay, mit 36 ist man als Popstar schon fast ein alter Sack.
Mein Punkt ist: Der 70er Bowie ist nicht nur berauschend, sondern auch völlig berauscht. Der Mann war einfach nicht er selbst, hätte wahrscheinlich auch gar nicht sagen können, wer er denn ist. Er wollte wohl gar nicht er selbst sein und hat seine psychische und physische Gesundheit riskiert um aus seiner Identität auszubrechen. Mit den bekannten Folgen und man muss ihm tatsächlich am Ende sehr viel Selbstdisziplin attestieren, dass er noch mal die Kurve gekriegt hat.
Und ich stelle fest, dass es für das Publikum – inkl. meiner Wenigkeit – offenbar ein voyeuristisches Vergnügen ist, seinem Idol bei der lustvollen Selbstzerstörung zuzusehen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)