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August RamoneAn die Besucher der letztjährigen David Bowie Ausstellung „Bowie Is“ in Berlin:
Besuche am kommenden Freitag in Groningen diese Ausstellung. Was erwartet mich? Was darf ich keinesfalls auslassen? Welche Empfehlungen habt ihr?
Wenn ich meine Erinnerung an Berlin wieder etwas auffrische: Bring viel Zeit mit! Vor allem für das Anstehen vor der Ausstellung. Aber vielleicht ist der Andrang in Groningen auch nicht so groß.
Die Fülle an Material, die in der Ausstellung zusammengetragen wurde ist überwältigend. Die Ausstellungskonzeption ist sowieso so, dass du linear durch die Ausstellung geleitet wirst, grob, aber nicht konsequent chronologisch. Die Ausstellungsarchitektur ist sehr dominant und gibt Dir den Weg durch die Ausstellung vor. Eine Inszenierung. Da bleibt dir als Besucher kaum eine Wahl, selber Zusammenhänge herzustellen, zu urteilen, vielleicht auch mal zurückzugehen und dich etwas intensiver mit bestimmten Aspekten zu befassen. Mir ging es etwas so, als sei das eine Marketingveranstaltung für Bowie und wirklich alles, was Bowie gemacht hat, sei fantastisch!
Das klingt jetzt vielleicht etwas zu kritisch. Andere haben das auch etwas anders wahrgenommen, aber ich glaube der Überwältigungseffekt war schon sehr groß. Die Ausstellung ist auf jeden Fall sehenswert, die Masse des Materials ist überwältigend, ich persönlich fand die Ausstellungskonzeption etwas unangenehm.
Wie gesagt: Nimm dir Zeit mit, versuche gar nicht erst, die Fülle an Material vollständig zu erfassen, du brauchst nicht die x-te Vitrine mit handschriftlichen Notizen, Druckfahnen von Covers und grottige Videos aus den 80ern anzuschauen. Das verstellt nur den Blick. Wenn ich nur wüsste auf was? Komischerweise ist mir ausgerechnet ein völlig nebensächliches Detail in Erinnerung geblieben: Die Schlüssel von Bowies Wohnung in der Berliner Hauptstraße 155. Ich glaube, der kleine und verhältnismäßig unaufgeregte Raum über Bowies Berliner Zeit hat mir am besten gefallen.
Ich weiß jetzt nicht, ob das hilfreich ist. Ich glaube, ich hatte einfach Probleme damit, Höhepunkte der Ausstellung auszumachen, denn da wurde einfach alles undifferenziert als großartig dargestellt und dir als Betrachter damit eigentlich das Urteil abgenommen. Das erzeugt bei mir eine Trotzreaktion.
Hier ist eine Rezi der Berliner Ausstellung von Diedrich Diederichsen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)