Re: David Bowie

#674001  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

Jan RoseAber gerade auch ein interessanter Hinweis auf Curtis Musikgeschmack. Meine Theorie ist ja, dass NEU! das Fundament für Postpunk geschaffen. Das Zusammenspiel von Bass und maschinellem Schlagzeug. Man höre „No love lost“ von Joy Division. Das ist NEU! pur und dann „Negativland“ von Neu!, was so nach Postpunk klingt. Schade, dass du die Sendung nicht hören kannst. Ich war so begeistert, weil es auf einmal Klick machte. Ich höre schon so lange Wavebands und nun weiß ich endlich, wo die ihrer Musik herhaben- aus Deutschland! Kraftwerk erfanden Techno, NEU! Punk/Postpunk (das Stück Helden von NEU! wird in Punkkreisen geehrt).

Ja, diese deutschen Gruppen wurden damals zum größten Teil vom breiten Publikum kaum wahrgenommen, haben aber wohl vor allem in England einen enormen Einfluss gehabt. Bowie und Eno haben hier sicher viel zur Verbreitung beigetragen und viele Punk/Wave/Postpunkbands beeinflusst. Das Stück HELDEN kenne ich leider noch nicht. Aber wie hieß die gewisse Band, die sich später Joy Division nannte, ursprünglich nochmal? WARSAW, nach dem Stück WARSZAWA von Bowie. Das erste Stück von CLOSER klingt auch voll nach NEU!s NEGATIVLAND. Und wenn man will, kann man auch auf THE ETERNAL NEU! heraushören. John Lydon von PIL bekannte meines Wissens auch mal einen Kraut-Einfluss, deren Bassist Jah Wobble nahm später eine Platte mit Holger Czuckay und Jaki Liebzeit auf, die sie wiederum Ian Curtis widmeten, von The Fall gibt es sogar das Stück I AM DAMO SUZUKI, benannt nach dem Sänger von Can. Dieser ganze britische Synthesizer-Pop der 80er ist auch kaum ohne Kraftwerk denkbar. Es gibt noch jede Menge andere Querverbindungen, auch kreuz und quer über den Kanal und den Atlantik. Auf WEEPING WALL von LOW hört man dieses repetetive Xylophon, das Bowie bestimmt bei Phil Glass oder Steve Reich geklaut hat. Das taucht Jahrzehnte später wieder bei Tortoise auf, die auch wiederum bei NEU! geklaut haben, z.B. auf DJED von MILLIONS ARE LIVING. Alles hängt mit allem zusammen und jeder treibt’s mit jedem. Gut so!

Ich finde diese ganzen Querverbindungen oder sogar Genealogien auch total interessant. Nach und nach fügt sich eines zum anderen und am Ende meint man so langsam das ganze Bild zu erkennen. Bis man merkt, das immer noch ein paar Mosaiksteinchen fehlen oder sich das Mosaik hinter dem Vorhang noch fortsetzt.

Jan RoseDas du Iggy Pop mit dazuholst, macht Sinn, weil die Beiden ja fast untrennbar waren. Sie sollen Tyrkas Iggy Pop Biografie wie „siamesische Zwillinge“ gewesen sein. Bowie der Intellektuelle, Iggy der Rocker. Beide hatten aber die Seite des Anderen ebenso.
Genau, wenn das Rüther Buch vergriffen ist, empfehle ich, erstmal die Iggy Pop Biografie von Tyrka bei 2001 zu lesen. Sie ist seeeeehr gut und witziger als jede Bowie Biografie. Der kommt natürlich aber auch oft vor.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde? Mal sehen. Besorge ich mir vielleicht.

Deine Sendung kann ich mir vielleicht am Montag im Büro anhören. (räusper …)

Bis dahin: Schönes Wochenende!

F.

--

“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)