Re: David Bowie

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friedrich

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Übrigens,

ist die Veröffentlichung des Buches HELDEN über Bowies berliner Jahre von Tobias Rüther hier schon bekannt? Sehr lesenswert!

Mein Lieblingsalbum von Bowie ist übrigens LOW. Die Platte klingt wie ein Neuanfang. Entschlackt von all dem Bombast seiner früheren Musik wie z.B. noch auf YOUNG AMERICANS oder STATION TO STATION (die auf ihre Art allerdings auch sehr gut sind), frisch und klischeefrei. Die erste Seite enthält laute kleine Juwelen, die allerdings nur grob geschliffen sind, die zweite Seite ist mit ihrer konsequenten Ausrichtung als Instrumentalmusik und dem Verzicht auf die konventionelle Songform ein gigantischer künstlerischer Schritt für Bowie, der hier beinflusst von Krautrock und seinem Kollaborateur Brian Eno bislang unerforschtes Terrain beschreitet. Man muss es sich noch mal vor Augen führen: Von Bowie erwarteten damals Plattenfirma und Publikum wahrscheinlich eher Single-Hits wie FAME oder GOLDEN YEARS. Aber Bowie emanzipiert sich von dieser Erwartungshaltung, geht aus der Glam-Metropole Los Angeles in die Mauerstadt Berlin und macht einen musikalischen Neuanfang. LOW klingt auch Jahrzehnte später noch modern und nicht „dated“, denn sie klingt gar nicht typisch 70er! HEROES fällt meines erachtens gegenüber LOW etwas ab: Es sind doch zum größten Teil wieder recht konventionelle Rocksongs, aus denen eigentlich nur das tatsächlich grandiose Titelstück und SECRET LIFE herausstechen und die Instrumentals sind bloß eine Fortsetzung des Konzepts von LOW.

Gruß,

F.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)