Re: Soll Kultur Рhier Rock/Pop Musik Рstaatlich gef̦rdert/subventioniert werden?

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sonic-juice
Moderator

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dougsahmEhrlich gesagt, tut mir jeder Euro leid, der staatlicherseits in die Hamburger Clubszene wandert oder in die Münchner Oper oder nach Bayreuth statt an Hartz IV – Empfänger. Der Staat hat aktuell genügend anspruchsvolle Aufgaben sich den Grundbedürfnissen der Bürger hinsichtlich bezahlbarer Wärme / Lebensmittel / Hygiene / Gesundheit / Bildung etc etc. zu widmen. Die Spezialisten wie wir, die eine umtriebige Clubszene wünschen, intakte Wanderwege in den Alpen (Stichwort: Bezuschussung des DAV dafür) oder Opern (Stichwort Zahnarztfrau und Bayreuth) sollen sich doch selbst einbringen, um dieses obere Dreieck der Maslow’schen Bedürfnispyramide umzusetzen. Soviel Eigeninitiative sollte sein. Solange es unten noch so viel zu tun gibt, sollte sich der Staat aus der Erfüllung der Ziele der Spaßgesellschaft heraushalten. Meine ich.

Tut mir leid, aber das ist das doch sehr kurzsichtig gedacht. Zunächst zählen Leute, die im Kulturbereich als Kreative, Organisierende oder Dienstleistende arbeiten, genauso zur arbeitenden bzw. arbeitslosen Gesellschaft, so dass eine gezielte Förderung schon deshalb nicht nur Kultur-, sonder auch Arbeitsmarktpolitik ist. Von Standortmarketing, Tourismusförderung etc. ganz zu schweigen.

Dann, nicht weniger wichtig, gibt es vielfältige Verbindungen zwischen Kultur und Wirtschaft. Die Unterstützung einer lebendigen Kunst- und Kulturszene ist nicht zuletzt auch legtimierweise Standortpolitik, die gezielte Ansiedlung und Unterstützung von diversen Branchen der Kreativwirtschaft schafft Arbeitsplätze. In einer Stadt ohne ein breitgefächertes Kulturangebot – zu dem natürlich auch die klassischen Sparten wie Oper und Theater gehören – will weder ein – steuerzahlender! – Zahnarzt leben noch ein Modedesigner noch ein Werbefachmann. Es geht hier insofern nicht um ein „entweder Arbeit oder Spaß schaffen“, sondern schlicht um verschiedene staatliche Aufgaben, die aber diverse Wechselwirkungen zueinander haben.

Nes
Und glaub mal: hier wollen sie lieber Arbeit haben, als Kunst.

Auch hierzu sei gesagt: das sind keine Alternativen, Land und Kommunen sind für beides verantwortlich, schon weil beides miteinander zusammenhängt. In Essen und im Pott wird z.B. die unumkehrbare Wandelung von der klassischen Industrieregion hin zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft auch durch Mittel der Kulturförderung bewerkstelligt. Dies gehört zzum Ansatz des Programms der Kulturhauptstadt Europas 2010 – Essen für das Ruhrgebiet (hier gibt es weitere Infos).

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