Re: (Anti)Kriegsfilm

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feedback-recycling

Registriert seit: 27.06.2008

Beiträge: 140

talking headder post von feedback recycling beinhaltet mir zu viele pure kriegs(verherrlichende)filme.

Das Problem ist, dass die Differenzierung zwischen Pro- und Anti-Kriegsfilm fließend ist. Die Darstellung von Gewalt, soll nach Intention vieler Regisseure, im Prinzip abschreckend wirken. Genau dieses lockt aber viele Leute in die Kinos, die im Grunde nur schnelle und brutale Action sehen wollen. Das ist aber notwendig, da auch „Anti-Kriegsfilme“ ein Geschäft sind.

Demnach ist die Bezeichnung „Anti-Kriegsfilm“ nur ein Konstrukt, dass nötig ist, um eine Veröffentlichung zu legitimieren.

Du hast Platoon angesprochen. Zum ersten Mal lagen Drehbuch und Regie in Hand eines Vietnam Veteranen. Die gesamte Handlung spielte in Vietnam, und im Unterschied zur Vorkriegspropaganda von „The Green Berets“ (mit John Wayne), dem blödsinnigen „The Deer Hunter“, dem kostenintensiven Spektakel „Apocalypse Now“ und zur bloßen Verwertung von „Rambo“ versucht der Film die Schrecken des Krieges wiederzugeben. Andererseits erschien „Platoon“ erst 15 Jahre, nachdem die USA aus Vietnam abgezogen waren…

„The Green Berets“ war im wesentlichen für den Krieg. Die Doku „Im Jahr des Schweines“, von 1969, der den Krieg aus der Sicht es Norden zeigte, bekam einen Oscar. Aber „Kriegsfilme“ bzw. „Anti-Kriegsfilme“ waren zu dieser Zeit, im gespaltenen Amerika, kein Geschäft, da in Hollywood keiner sein Geld riskieren wollte.

Dann kamen Sachen wie MASH, das zwar in Korea spielte, aber die Haltung der Filmemacher zu Vietnam wiederspiegelte.
In den 70ern wurde dann der Vietnam-Veteran zum Irren stilisiert. Wie in „Taxi Driver“.

„Full Metal Jacket“ ist im Gegensatz zu Kubricks erstem „Kriegsfilm“ „Paths Of Glory“ kein echter „Anti-Kriegsfilm“. In den Kampfpausen äußern die Marines Frustration, aber weder ein Pro- noch ein Antikriegsgefühl.

1987 erschien neben FMJ übrigens auch noch „Hamburger Hill“. Message war, dass wenn die Medien fair berichtet hätten, und die Studenten nicht demonstriert hätten, der Krieg noch hätte gewonnen werden können.

PS: Der Begriff „Anti-Kriegsfilm“ ist redundant. Eine 1:1 Verfilmung von Jüngers „In Stahlgewittern“ oder Sven Hassels „Wheels of Terror“ stünde auf dem Index. Weil, oder obwohl, sie von der Realität des Krieges erzählen, sei dahingestellt.

PPS: Das ist alles nur Business. Ich würde gerne mal einen richtigen Kriegsfilm drehen. Der wäre aber unbezahlbar. Und trotzdem würde ihn keiner sehen wollen.

Peace ;-)

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