Re: Travis – Ode To J. Smith

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djrso
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Gleich beim ersten Hören von „Ode To J. Smith“ fällt die irgendwie beruhigende Erkenntnis leicht, dass die neue Travis-Platte wieder eine „echte“ Travis-Platte ist. Daran ändert auch das sofort auffallende, deutlich aufgeraute Klangbild und der verstärkte Einsatz zum Teil verzerrter Gitarren nichts. Geblieben ist vor allem, wenig verwunderlich, Fran Healys charakteristischer Gesang, eingebettet in nicht minder charakteristische Harmoniegebilde. Also ganz so, wie man es von Travis-Platten in der jüngeren Vergangenheit gewohnt war. Dennoch verharren die Schotten keineswegs auf der gemütlichen Chaiselongue bewährter Strukturen, sondern zeigen – wenn auch mitunter viel zu zurückhaltend – Mut zum klanglichen Ausprobieren. Dies äußert sich vor allem in den bereits eingangs erwähnten Gitarrenparts, die meist härter und deutlicher als früher aus dem Gesamtbild heraustreten und den Stücken neben der spürbaren Freude am Spiel zum Teil richtig gut zu Gesicht stehen. Darüber hinaus auffällig sind einige Stücke, die mitunter an J.J. Cale, Eric Clapton („Last Words“), oder die frühen U2 („Get Up“) erinnern, und „Something Anything“ legt sogar fast den (bitte nicht ganz ernst zu nehmenden) Verdacht nahe, das der Mann an den Saiten hier im Vorfeld „Gitarrenflugstunden“ bei Wilco-Frontmann Jeff Tweedy gebucht hat, so locker, wie die Töne in diesem Stück davonfliegen. Insgesamt umweht die meisten Songs auf „Ode To J. Smith“ ein Wind milddosierter Kantigkeit, umhüllt mit feinen Melodien, allein im Mittelteil schwächelt die Platte ein wenig und findet in „Long Way Down“ trotz des vielversprechenden Anfangs ihren einzigen Tiefpunkt. Über diese kleinen Schwachstellen hinaus weist das Album eine ansehnliche Reihe hörenswerter bis bemerkenswerter Songs auf, die eine Wertung von **** rechtfertigen. Zu den Highlights dieser Platte sind abschließend die Stücke „J. Smith“, „Something Anything“, „Quite Free“, „Get Up“, „Friends“ sowie „Song To Self“ zu zählen.

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Doe maar gewoon... dan doe je al gek genoeg!