Re: Robbie Williams:Escapology

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thecopywriter

Registriert seit: 08.07.2002

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Zunächst einmal trinken wir einen heißen Earl Grey zusammen,
so gehört sich das nämlich und der ist ja auch gut.

Es ist immer etwas müßig, alte Kamellen zum x-ten Male auszugraben
und hier noch einmal darzustellen, warum Oasis und nicht die oder
der oder wer auch immer.

Ich versuche es dennoch: Sie sind authentisch und verfügen über
einen beachtlichen Katalog an sehr gutem Song-Material, den kaum
eine Band der 90er Jahre in dieser Prägnanz aufzuweisen hat.
Und dies meine ich auch so: Es gibt nur wenige Alben, die so
rund und auf den Punkt gebracht klingen, wie „Definitely Maybe“.
Da stimmt alles: die simplen, aber universell wahren Texte, druckvollen Gitarren und dieser jugendlich-arrogante Charme in Liams Stimme.
Von der sogenannten Fraktion des guten Geschmacks werden sie unverständlicherweise mit ordentlich angepassten Mainstream-Acts
wie U2 in eine Ecke gestellt, obgleich sie sich völlig unberechenbar verhalten, was jedoch bei den Gallagher-Brüdern nicht als konstruierte
Attitüde erscheint. Diesem Proleten-Haufen nehme ich es tatsächlich ab,
dass sie an den „Rock ’n‘ Roll“ glauben, so albern-abstrakt dies auch
klingen mag.

Zudem haben sie tatsächlich eine bestimmte zeitgeschichtliche Relevanz, die wir als Kontinental-Europäer allerdings nur schwer nachvollziehen können. Englische Freunde erzählen mir, dass diese ganze Oasismania
Mitte der 90er Jahre ein Ausmaß erreicht hatte, das nur mit den Beatles auf deren Karriere-Zenith zu vergleichen war: Blur vs. Oasis in den Abendnachrichten, zehntausende Jugendliche übernachten vor Plattenläden und Vorverkaufsstellen, Tony Blair empfängt Noel Gallagher, etc.

Es gibt nicht wenige Stimmen, die behaupten, Blair habe von seiner
öffentlich bekundeten Oasis-Sympathie politisch durchaus profitiert.
Die Gallaghers bildeten sozusagen den inoffiziellen Soundtrack zu „Cool Britannia“.

Und auch musikalisch wirkten sie prägend, auch wenn ihr Sound auf bewährten Tugenden beruht. Es ist doch kein Zufall, dass ein Robbie W.
heute der größte Popstar Europas ist: Er und Freund Chambers fischten im Fahrwasser der Britpop-Euphorie all die Elemente heraus, die erfolgversprechend schienen – große Klappe inklusive.

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Er hatte sich stets bemüht